Eigentlich kann sie nicht verstehen, warum er im Fernsehen so verdammt gut aussieht: «Ehrlich, James», sagte Grania, seine Grosstante, einmal zu ihm, «im wirklichen Leben bist du langweilig und siehst einfach so normal aus.»
Diese Direktheit – James Norton (35) liebt sie. Und er muss Grania recht geben: Er sei sehr normal. «Ich habe ein Haus in Peckham, und es gibt da wenig Glamour, keine Skandale», gestand er der britischen Zeitung «The Daily Telegraph».
Ebenfalls ziemlich normal, dafür weniger städtisch als in London, war sein früherer Wohnort Malton in North Yorkshire. Dort, auf dem Land, wuchs James wohlbehütet auf. An seine Schulzeit in einem katholischen Internat erinnert er sich indes ungern. Daran, wie sich die Jungs in der Pause zum Fussballspielen trafen und ihn, der sich lieber mit Kunst und Musik beschäftigte, ziemlich fies schikanierten. Zum Glück fasste der Junge zu einem der Mönche Vertrauen: «Bei Pater Peter konnte ich mich einfach ausheulen. Im Grunde war er mein Therapeut», erzählte Norton dem «Daily Telegraph» weiter.
Auch in seiner Theatergruppe fand Norton Halt. Und so erstaunt es, dass er sich nach seiner Zeit im Internat nicht Hals über Kopf in die Schauspielerei stürzte, sondern ein Theologiestudium an der University of Cambridge vorzog – und 2007 mit «First Class Honours» abschloss. Danach erst kam die Schauspielausbildung an der Royal Academy of Dramatic Art – und dann die Karriere. Ob als Rennfahrer, übler Verbrecher, leidenschaftlicher Prinz oder lieber Pfarrer: Norton beweist seit 2014 seine Wandelbarkeit.
Und steht er mal nicht im Scheinwerferlicht, taucht er ab. Wasser hilft ihm, die Hektik des Alltags abzustreifen: «Ich bin innerlich oft sehr angetrieben. Schwimmen entspannt mich», erzählte er dem «Daily Telegraph». Auch mit Jogging, Tennis und Velofahren erdet sich der Schauspieler. Einfach in der Stube hocken – das gehe nicht. Auch aus schlechtem Gewissen: «Wenn die Sonne scheint, muss ich einfach raus, sonst beginnt mich eine seltsame Schuld zu quälen.» Der Aktive freut sich auf Partys nach der Pandemie: In der neusten Ausgabe der Zeitschrift «GQ Hype» erzählt er, wie er «tanzen will bis zum Schweissausbruch», sobald wir alle wieder dürfen.
Immer auf Achse, füttert Norton auch gern mal seine Social-Media-Kanäle. Etwa beim Spazieren mit seiner Liebsten, der britischen Schauspielerin Imogen Poots. Auf einer feuchtfröhlichen Tropical-Motto-Party mit bunten Cocktails im Hause der illustren Make-up-Artistin Inma Azorin. Oder bei der Arbeit, etwa am Set zum Film «Things Heard & Seen» (Netflix) mit Amanda Seyfried oder an jenem von «The Nevers» (Sky Show).
Apropos Filme: Gut möglich, dass Norton bald Filmgeschichte als neuer Bond schreiben wird. Jedenfalls gilt er als heisser Anwärter für die Rolle, und das Zeug dazu hätte er zweifellos. Das muss wohl selbst seine Grosstante Grania zugeben.
Mehr zu «Things Heard & Seen». Mehr zu «The Nevers».
Name: James Geoffrey Ian Norton
Geboren: 18. Juli 1985, London
Karriere: zunächst kleinere Rollen, z. B. in «Rush»; 2014 Durchbruch mit den TV-Serien «Happy Valley» und «Grantchester». Auftritte in bekannten Serien wie «Black Mirror»; 2018 Hauptrolle in «McMafia».