Wie in der Mai-Ausgabe von «Streaming» gesagt: Es gab leider eine Sperrfrist. Sonst hätten wir schon da offenbaren können, dass «Jupiter’s Legacy» meistens rockt. Es könnte sicher einiges besser sein: Ein paar der Spezialeffekte und Blue-Screen-Aufnahmen wirken billig. Die Kostüme sind gewöhnungsbedürftig. Und es fehlt die schiere Energie, die uns andere Verfilmungen von Mark-Millar-Comics geboten haben. Etwa «Kick-Ass» oder «Kingsman».
Was die Macher von «Jupiter’s Legacy» aber überzeugend hinbekommen, ist die Erzählweise auf zwei Zeitebenen: Die Wirtschaftskrise in den 1920ern lässt zwar das Land vor die Hunde gehen, aber dafür ist die Aufbruchstimmung von Sheldon Sampson (Josh Duhamel) und Co. noch spürbar. Obwohl sie erst ganz am Ende ihrer Odyssee überhaupt zu Superhelden werden.
Auf der anderen Seite die Gegenwart, in der die Welt erneut in die Krise schlittert. Nur stecken die Helden nun ebenfalls im Tief: Sheldon, weil er sein Vermächtnis in Gefahr sieht. Die Kinder Chloe (Elena Kampouris) und Brandon (Andrew Horton), weil sie mit den an sie gestellten Anforderungen des Superheldendaseins nicht klarkommen.
Das alles ist mit etwas Humor, mit Spitzen gegen den Kapitalismus sowie mit Action und Dramatik wohldosiert erzählt. Vor allem Chloe ist mit ihrem nicht immer heldenhaften Verhalten ein Pluspunkt.
Man kann indes das Gefühl nicht ganz abschütteln, dass die ganze Staffel erst eine Einführung war. Der Handlungsstrang in der Vergangenheit endet mit der Superhelden-Genese. Und der Strang in der Gegenwart mündet in die Offenbarung des Bösewichts. Beides verlangt fast nach einer Weiterführung.
Eine zweite Staffel wird bei Netflix denn auch diskutiert. Selbst wer die erste nicht mochte, wird die Ausbaufähigkeit dennoch begrüssen.
Netflix | Fantasyserie | 1. Staffel | USA 2021
Mit Josh Duhamel, Leslie Bibb, Elena Kampouris; Showrunner: Steven S. DeKnight
Beim Jupiter, das macht trotz allem Lust auf mehr.
seit 7. Mai