Es schmerzt! Bislang hat Netflix bei seinen Realfilm-Adaptionen von Animes kein gutes Händchen gehabt. Richtig schwach war «Death Note», uninspiriert «Cowboy Bebop», der nach einer Staffel bereits abgesetzt wurde. «Alice in Borderland» kam besser an und rettete sich in eine zweite Staffel.
Dass Netflix nun drei Schlüsselwerke anpackt, lässt also manchen Fan zittern. Der Anime-inspirierte «Avatar: The Last Airbender» bekommt 2024 eine Serie, «Pokémon» wird folgen.
Und nun steht erst mal «One Piece» an, das auf einem der bekanntesten Mangas überhaupt basiert und eine langlebige Anime-Serie hervorbrachte (mehr dazu gibt es hier).
Dass der Schöpfer Eiichirō Oda aktiv involviert ist und die ersten Trailer richtige «One Piece»-Stimmung aufkommen liessen, hat manche Fans milde gestimmt: Es scheint, als ob der Vorlage Respekt gezollt wird, selbst wenn notgedrungen viele Nebenhandlungen gestrichen werden.
Die erste Staffel erzählt, wie unsere Helden zusammenfinden: Da ist Monkey D. Ruffy (Iñaki Godoy), ein übermütiger junger Mann mit Strohhut, der eine Teufelsfrucht gegessen hat und seither einen Körper aus Gummi hat. Er will den Schatz des legendären Piratenkönigs Gol D. Roger finden, das sogenannte One Piece, das Reichtum, Macht und Ruhm verspricht.
Dazu braucht er eine treue Crew. Er rekrutiert den ehemaligen Piratenjäger und Schwertmeister Lorenor Zorro (Mackenyu) sowie die Navigatorin Nami (Emily Rudd), die anfänglich eher widerwillig mit an Bord sind. Später stossen der kämpfende Koch Sanji (Taz Skylar) sowie der ängstliche Lügenbaron Lysop (Jacob Romero) dazu.
Zusammen segelt die Strohhutbande in Richtung der Grand Line, dem Ozeanstreifen, auf dem sich die gefährlichsten Piraten tummeln. Doch noch bevor sie dort ankommen, treffen sie auf dem Meer East Blue etliche Widersacher und Bösewichte: Buggy, den Piratenclown, die Fischmenschen um den sadistischen Arlong oder die Schergen der Marine, die im Auftrag der Weltregierung Piraten jagt und dabei keine Skrupel kennt.
Was «One Piece» faszinierend macht und sich nur schwierig reproduzieren lässt, ist die Mischung: In einer Szene kann es komplett chaotisch und richtig kindisch zugehen, in einer anderen zu Tränen rührend emotional.
Ruffy benimmt sich mal wie ein störrisches Balg, dann wie ein rachsüchtiger Kämpfer oder ein mitfühlender Kapitän. Gerade Ruffy, der ungefiltert sagt, was er denkt, und seine Absichten offen zur Schau trägt, ist keine einfache Figur in einer Live-Action-Umsetzung. Der junge Mexikaner Iñaki Godoy scheint aber eine passende Besetzung zu sein, versprüht er doch ungeheuer viel Enthusiasmus.
Ihm zur Seite steht ein wenig bekanntes Ensemble, in dem am ehesten Mackenyu Erfahrung hat, der Sohn des japanischen Altstars Sonny Chiba («Kill Bill»). Hoffentlich hat Netflix realisiert, dass nicht die Starpower zählt, sondern die Figuren.
Denn wenn eine Serie 1000 Folgen lang Zeit hatte, das Publikum an die Charaktere zu binden, ist klar, dass viele Fans mit Herzblut dabei sind.
Netflix | Abenteuerserie | 1. Staffel
Mit Iñaki Godoy, Mackenyu, Emily Rudd
USA/J 2023, ab 31. August 2023