«Das Omen» (1976) ist neben «Der Exorzist» der grosse Okkulthorror-Blockbuster der 70er und avancierte mit den Fortsetzungen von 1978 und 1981 gar zur ersten Trilogie des Hollywood-Horrorkinos. Nun erfährt der Klassiker eine Renaissance: «The First Omen» erzählt die Vorgeschichte im Stil eines feministischen «Nunsploitation»-Reissers (mehr dazu hier).
Die Novizin Margaret (Nell Tiger Free) reist 1971 von Massachusetts nach Rom, um an der Klosterschule Englisch zu lehren und ihr Gelübde abzulegen. Über die verstossene Zwölfjährige Carlita (Nicole Sorace) kommt sie einer Verschwörung auf die Spur, deren Ziel die Geburt des Antichristen ist.
Wer das Original kennt, weiss, worauf das Ganze hinausläuft. Dennoch bietet Regisseurin Arkasha Stevenson in ihrem Spielfilmdebüt genug Überraschungen und schafft ein Paradebeispiel des weiblichen Körperhorrors – nicht nur, wenn sie schonungslos erzwungene Geburten serviert. So prangert sie auch unverblümt Machtmissbrauch in der katholischen Kirche an, ein klassisches Genre-Thema.
In einer besonders beeindruckenden Szene zollt der Film zudem dem grossartigen Arthouse-Schocker «Possession» (F/D 1981) Tribut. Kurzum: «The First Omen» ist rundum stimmig und der beste Teil der Reihe seit 1976. Mindestens.
Kino | Horrorfilm
Mit Nell Tiger Free, Ralph Ineson, Sonia Braga, Maria Caballero, Nicole Sorace, Bill Nighy
USA/I/GB 2024; ab 11. April 2024
Das Omen (The Omen, USA/GB 1976) ★★★★☆
Gregory Peck findet als US-Botschafter in Rom heraus, dass sein heimlich adoptierter Sohn Damien der Antichrist ist. Der Auftakt zur Kultreihe zelebriert okkulten Hokuspokus und kreative Todesarten derart enthusiastisch, dass er auch heute noch beeindruckt. Die einprägsame Filmmusik von Jerry Goldsmith gewann den Oscar.
Damien: Omen II (USA/GB 1978) ★★★☆☆
Antichrist Damien ist jetzt ein Teenager und setzt seine teuflischen Fähigkeiten immer gezielter ein. Eine typische Hit-Fortsetzung: Sie wagt nicht viel Neues und verlässt sich lieber genüsslich auf die erfolgreichen Elemente aus dem Vorgänger, in diesem Falle auf neue kreative Arten des Sterbens.
Barbaras Baby: Omen III (The Final Conflict, USA/GB 1981) ★★★☆☆
Sam Neill schlägt als erwachsener Antichrist eine Politkarriere ein und räumt alle Widersacher aus dem Weg, um die Apokalypse herbeizuführen. Der Abschluss der Trilogie punktet mit Seitenhieben gegen Machtgier und -klüngel, verfällt aber spätestens mit dem rettenden Auftritt von Jesus Christus dem Kitsch.
Omen IV: Das Erwachen (Omen IV: The Awakening, USA/CDN 1991) ★☆☆☆☆
Nach zehn Jahren Pause wollte Fox die Reihe neu beleben – als Fernseh-Trilogie, mit einem Mädchen als Antichrist: Delia. Dabei ging aber so ziemlich alles schief. Der Le Loclier Dominique Othenin-Girard ahnte wohl, dass das nix wird, und schmiss mitten im Dreh als Regisseur hin. Das frustrierende Resultat blieb der einzige TV-Film im «Omen»-Kanon.
Das Omen (The Omen, USA/GB 2006) ★★☆☆☆
Die Nullerjahre bescherten eine Reihe von Horror-Remakes, pünktlich zum 30. Geburtstag auch ein ominöses. Allerdings machen die Verantwortlichen kaum was draus, selbst die kreativen Tode wirken durch Computer-Effekthascherei flach. Immerhin rettet die namhafte Besetzung, darunter Italohorror-Kultfigur Giovanni Lombardo Radice (1954–2023), das Remake vor dem Totalabsturz.
Damien (USA 2016) ★★☆☆☆
Wenn es mit dem TV-Film nicht klappt, dann vielleicht mit einer Serie: Damien ist 30 Jahre alt, als er erfährt, dass er der Antichrist ist. Damit umzugehen, muss er erst noch lernen. Nach ansprechendem Start verfällt «Damien» dem typischen Serienproblem, dass die Geschichte von Folge zu Folge breiter gewalzt wird. Somit war nach der ersten Staffel mit zehn Folgen trotz Cliffhanger Schluss.