Hat sie es getan? Ist sie die Mörderin ihres Mannes oder nur eine nicht so traurige Witwe? Diese Frage treibt den koreanischen Kommissar Jang (Park Hae-il) um, als er in Busan den Tod eines Mannes untersucht, der bei einem Berg zu Tode gestürzt ist. Die Frau des Toten Song (Tang Wei) gerät in Verdacht, beim Sturz nachgeholfen zu haben. Denn sie hat Schürfwunden an der Hand – und ein Motiv: Sie wurde von ihrem Mann geschlagen und war als Chinesin in Korea von ihm abhängig.
Fest entschlossen, den Fall aufzuklären, heftet sich der an Schlaflosigkeit leidende Jang an die Fersen der Witwe. Doch je mehr er die geheimnisvolle, reservierte Dame beobachtet, desto mehr verfällt er ihrem Charme.
«Decision to Leave» macht Anleihen bei Alfred Hitchcock, baut wie dessen «Vertigo» (1958) eine schlafwandlerische Obsession mit einer Frau auf, fügt aber auch Gottesanbeterinnen-Gefährlichkeit à la «Basic Instinct» hinzu. Der Koreaner Park Chan-wook entwickelt dabei einen eigenen Stil, verschachtelt die Story raffiniert, mit überraschenden Twists.
Visuell ist der Film originell, mit extravaganten Perspektiven, etwa aus der Sicht des Toten oder mit dem Einsatz von Spiegeln im Verhörraum, die das Gesicht Songs verrätseln. Erstaunlich ist aber, wie Park die Krimistory mit elegisch sanfter Liebesromantik anreichert. Park, der mit gewaltintensiven Rachefilmen wie «Old Boy» begann, hat sich seit «Stoker» zu einem Meister des modernen Thrillers entwickelt, wo auch Handys und GPS-Tracker eine Rolle spielen.
Thriller
Mit Park Hae-il, Tang Wei
Südkorea 2022, ab 19. Januar 2023