Dass überhaupt noch ein Drehbuch zur fünften und letzten Staffel der historischen Krimiserie zustande kam, war nach der Ausstrahlung der vierten noch alles andere als gewährleistet. Sky Deutschland hatte bekanntgegeben, keine fiktionalen Serien mehr zu produzieren, und zog sich aus «Babylon Berlin» zurück. Zum Glück beschloss die Co-Produzentin ARD, die Geschichte der Weimarer Republik in Eigenregie zu Ende zu erzählen.
Diese letzte Staffel, die auf dem Roman «Märzgefallene» von Volker Kutschers Bestseller-Reihe basiert, spielt 1933 – und damit in einer Zeit tiefgreifender politischer Umwälzungen in Deutschland.
«Babylon Berlin» ist ein kulturelles Phänomen, das weit über die Grenzen hinaus fasziniert. Seit dem Start 2017 wurden Massstäbe gesetzt: bei der deutschen Serienproduktion, bei Geschichtsvermittlung im Popformat und der Art, wie man auf die Zwischenkriegszeit blickt. Ihre Wirkung speist sich aus einer raffinierten Verflechtung von Ästhetik, erzählerischer Tiefe und historischer Relevanz.
Im Zentrum stand zu Beginn die Stadt Berlin der späten 1920er-Jahre, eine Metropole zwischen Glanz und Zerfall, dekadenter Blüte und politischem Abgrund. Die Hauptfiguren: Gereon Rath (Volker Bruch) und Charlotte Ritter (Liv Lisa Fries). Er ein kriegstraumatisierter Kommissar, sie eine junge Frau aus ärmlichen Verhältnissen mit Ambitionen. Die beiden verkörperten diesen Zwiespalt zwischen Aufbruch und Abgrund. Ihre persönliche Entwicklung war eng mit dem politischen und sozialen Wandel der Weimarer Republik verknüpft. Gerade Charlottes Figur eröffnete neue Perspektiven auf die Rolle der Frau in einer sich wandelnden Gesellschaft – selbstbewusst, kämpferisch, ausgelassen.
Die historische Serie ist Krimi, Politthriller, Melodrama und Gesellschaftsstudie in einem. Und das gemeinsame Werk eines Trios, das nicht nur den Plot seit den Anfängen schreibt, sondern auch die Regiearbeit untereinander aufteilt. Henk Handloegten, Achim von Borries und Tom Tykwer verfügten zu Beginn über ein Budget, von dem andere nur träumen. Die drei liessen ein riesiges Aussenstudio errichten, das mehrere Strassenzüge umfasst, auf denen sich bis zu 6000 Statisten tummeln. Ob Passant, Autolenker, Café-Besucher oder Kellner: Alle wurden von der Mütze bis zur Socke nach der damaligen Mode eingekleidet.
Im Februar begannen die Dreharbeiten zur finalen Staffel, kamen aber ins Stocken: Hauptdarstellerin Liv Lisa Fries fällt auf unbestimmte Zeit aus. Der Grund wurde nicht mitgeteilt. Man sei aber zuversichtlich, dass Fries im zweiten Drehblock im Herbst wieder vor die Kamera kann.
Weshalb beendet man überhaupt eine so erfolgreiche Serie? Bücher, die die Zeit nach 1933 behandeln, gäbe es schliesslich genug. Doch die Autoren winken ab: «Das wäre ja nicht mehr ‹Babylon Berlin›, sondern ‹Nazi Berlin›. Und das ist nicht die Geschichte, die wir erzählen.»
Wann die ARD das Serienfinale ausstrahlt, steht noch nicht fest. Wohl kaum vor Sommer 2026.
Krimiserie | Wiederholung der 1. Staffel
Mit Volker Bruch, Liv Lisa Fries, Lars Eidinger
Donnerstag, 24. April 2025, 22.25 Uhr, Arte (1+2/8)