Wie Miss Marple, nur viel bunter

Elizabeth? Nein, Elsbeth! Praktisch jeder, der Elsbeth Tascioni (Carrie Preston) begegnet, hat Mühe, ihren Vornamen korrekt auszusprechen. In New York heisst schliesslich niemand Elsbeth. Also erklärt sie immer und immer wieder, wie man ihren Namen buchstabiert und ausspricht. «Elsbeth: Halb so viele Silben, ist aber doppelt so mühsam, auszusprechen.»

Auch alles andere an dieser Frau ist aussergewöhnlich. Sie ist stets kunterbunt angezogen und schleppt mindestens drei grosse, ebenfalls farbige Taschen mit sich herum. Schrullig-schrille Touristinnen sieht man in Manhattan sicher oft. Aber Elsbeth ist nicht (nur) zum Spass hier.

Die taffe Anwältin aus Chicago wurde für ein Jahr in den Big Apple abkommandiert, um der Polizei als externe Beobachterin auf die Finger zu schauen. Es kam jüngst nämlich zu einer Klage wegen vermeintlicher Korruption bei der New Yorker Polizei – und Elsbeth soll nun herausfinden, ob an den Vorwürfen etwas dran ist.

Serienfans dürften Elsbeth bereits kennen, denn die Figur der grellen Anwältin war schon in «The Good Wife» (2009–2016) und in «The Good Fight» (2017–2022) zu sehen. Nun bekommt sie also eine eigene, nach ihr benannte Serie.

Statt in New York die Arbeit der Polizei aber zu überwachen, übernimmt Elsbeth die Büez gleich selbst. Also stolpert sie über so manchen Tatort und schnüffelt auf eigene Faust den Verdächtigen hinterher. Das tut sie auf eine naive und leichtgläubige Art und Weise, was zur Folge hat, dass niemand sie ernst nimmt und auch kein Täter eine Gefahr in ihr sieht.

Besonders reizvoll am Storytelling der Serie ist, dass das Publikum bei jeder Episode und jedem Fall bei der Tat dabei ist und von Anfang an weiss, wer der Mörder beziehungsweise die Mörderin ist. Anschliessend kann man genüsslich zusehen, wie Elsbeth den Tätern auf die Spur kommt und sie zur Strecke bringt.

Die New Yorker Beamten nehmen Elsbeth anfangs widerwillig in ihren Reihen auf. Besonders gut versteht sich die Anwältin mit der Polizistin Kaya Blanke (Carra Patterson). Heikel wird es bei Captain C. W. Wagner (Wendell Pierce), denn ihn muss sie ganz besonders im Auge behalten. Immer wieder bekommt sie Anrufe von ihrem Vorgesetzten, der sie über Wagners Benehmen und Gebaren ausquetscht.

«Elsbeth» hat einen hohen Unterhaltungswert. Jede Folge entführt das Publikum in einen anderen Mikrokosmos, und die Vielfalt der Mordmotive und Todesursachen ist beinahe so bunt wie Elsbeths Stofftaschen.

Apropos: Es wird kaum je gezeigt, was die Anwältin da so alles mit sich rumschleppt. Ab und zu zieht sie einen Gegenstand aus einem ihrer Shopper, aber der Rest bleibt stets im Verborgenen. In einem Interview darauf angesprochen, was denn in den Taschen drin sei, erklärt Carrie Preston lachend: «Die Taschen sind gefüllt mit allen möglichen Dingen, die Elsbeth während des Tages so brauchen könnte», so Preston. Elsbeth sei zudem nicht der Aktentaschen-Typ, so die Schauspielerin weiter.

Kleiner Geheimtipp: Achten Sie mal drauf, wie viele Taschen und Beutel Elsbeth jeweils im Moment der Aufklärung eines Falles bei sich hat. Genau: keine einzige!