Die TV-Sender dreier Länder haben ihre kreativen und finanziellen Kräfte gebündelt, um gemeinsam die Dramaserie «Survivors» zu produzieren: RAI (Italien), France Télévision (Frankreich) und das deutsche ZDF.
Hauptakteur ist das Segelschiff Arianna, das mit zwölf Menschen an Bord von Genua aus in See sticht und später auf dem Atlantik ins Auge eines schweren Sturms gerät. Bald darauf wird das Schiff als verschollen und die Menschen darauf für tot erklärt.
Doch ein Jahr später kommt eine überraschende Nachricht aus Südamerika: Das havarierte Schiff wurde gefunden. Allerdings kamen sechs der zwölf Personen beim Sturm ums Leben. So lautet jedenfalls die offizielle Version. Denn die Überlebenden verstricken sich in Widersprüche.
So sehr, dass die Kommissarin Anita Clementi (Pia Lanciotti) an den verdächtig einstudiert wirkenden Geschichten zu zweifeln beginnt. Um nicht an der Trauer um ihren Sohn, der auch auf dem Schiff starb, zu zerbrechen, beginnt sie rigoros zu ermitteln. Zum Ärger ihrer Chefin auf eigene Faust. War es wirklich eine Laune der Natur, der die Hälfte der Passagiere zum Opfer fiel? Oder steckt mehr dahinter?
Als die Überlebenden in Genua ankommen, ist überraschenderweise noch eine siebte Person dabei, die zu Beginn gar nicht auf dem Schiff war und angeblich auch nicht weiss, wie sie dahin kam. So wird nur Stück für Stück an die Oberfläche gespült, was in diesem ominösen Jahr passierte. Die Überlebenden scheinen ein schreckliches Geheimnis zu verbergen.
ZDF kündigt «Survivors» als Mystery-Drama an, wobei vor allem das Drama überhandnimmt. Intrigen hier, Eifersuchtsszenen da, jede Menge Misstrauen überall. Und als hysterisches Sahnehäubchen die Schauspielerin Giulia (Barbora Bobulova), die mit ihrem nervtötenden Geschrei auf dem Schiff die komplette Besatzung verrückt macht.
Doch es gibt kein Entkommen. Denn Giulia ist der medienwirksam vermarktbare Vorzeigestar unter den Schiffspassagieren und Teil eines Videoprojekts, das Geld für einen guten Zweck sammelt.
Die Idee eines Mystery-Dramas, bei dem die Wahrheit bzw. die Verstrickungen zwischen den Protagonisten nur allmählich enthüllt werden, ist nicht neu. J. J. Abrams hat in der Mysteryserie «Lost» (2004–2010) sehr gekonnt und erfolgreich mit diesem Konzept gespielt.
«Survivors» wollte wohl etwas Ähnliches. Das Problem ist bloss, dass viele Dialoge an jene geskripteten Pseudodokus erinnern, die an Vormittagen auf gewissen Nischensendern herumdümpeln. Wobei das vermutlich auch an der mittelmässig ausgefallenen deutschen Synchronfassung liegt.
Ansonsten beeindruckt «Survivors» mit düsterer Szenerie und sphärischer Musik und schafft es dank einem ausgeklügelten Plot, die Trivialitätsfalle zu umschiffen. ZDF neo strahlt an drei aufeinanderfolgenden Sonntagen je vier Episoden aus. In der ZDF-Mediathek sind ab dem 16. Juli sämtliche Folgen abrufbar.
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ZDF neo | Dramaserie | 12 Folgen
Mit Pia Lanciotti, Giacomo Giorgio, Lino Guanciale
I/F/D 2022, Sonntag, 16. Juli 2023 (jeden Sonntag 4 Folgen am Stück)