Edwin Öttel (Hape Kerkeling) sitzt am Lenker seines Reisebusses und steuert auf eine Klippe zu. Der ehemalige Hotel-Animateur hat viele Gründe, seinem erbärmlichen Leben ein Ende zu setzen: Als Eventmanager steht er bei einer Altersheim-Schlagersängerin (Andrea Sawatzki) mit 7000 Euro in der Kreide, die Wohnung wurde ihm gekündigt, sein Sohn will nichts mit ihm zu tun haben.
Und der Bus dürfte gar nicht hier sein: Das Verkehrsamt entzog dem klapprigen Gefährt die Zulassung. Tatsächlich säuft der Motor in letzter Sekunde ab, der Bus stoppt wenige Meter vor dem klaffenden Abgrund. Edwin ist verzweifelt: «Nicht mal das klappt!»
Da klingelt sein Telefon. Renate ruft an – seine frühere Chefin und Geliebte, von der er 25 Jahre lang nichts gehört hat. Renate (Judy Winter) sitzt saufend und rauchend in ihrem Sterbebett und bietet Edwin einen Deal an. Vor vielen Jahren hat sie ihren «Club Las Piranjas» nach Mauritius verlegt und die Leitung dem gemeinsamen Sohn Björn (Ben Münchow) übertragen. Doch der hat kein Händchen fürs Geschäft. Noch schlimmer: Er hat sich in ein vietnamesisches Zimmermädchen (Trang Le Hong) verguckt und will «das Flittchen heiraten». Edwin soll das verhindern. Schafft er es, erbt er die Hälfte des Clubs.
Das lässt sich der Unglücksrabe nicht zweimal sagen und reist inkognito auf die ostafrikanische Insel. Doch Edwin bringt einmal mehr nichts zustande und spinnt eine erfolglose Intrige nach der anderen. Dies unter den strengen Augen des Nachlassverwalters Dr. Oskar Assmann (Benno Fürmann), der um seine Provision bangt.
Das Originellste an der Serie «Club Las Piranjas» sind noch die herrlich miesen und in bester Ballermann-Manier ausgefallenen Schlagerliedchen.
Die Komödie «Club Las Piranjas» von 1995 ist TV-Kult. Die Satire, die das Klischee vom deutschen Pauschaltouristen bis über die Grenze des Erträglichen hinaus karikierte, begeisterte das Publikum und die Kritiker. 28 Jahre später ist in der Fortsetzungsserie von dieser Euphorie nicht mehr viel übrig geblieben.
Das Drehbuch stammt dieses Mal nicht aus der Feder von Hape Kerkeling. Und was soll man sagen? Man merkt es. So verheissungsvoll die Seriensause beginnt und auch zwischendurch mit witzigen Momenten besticht, als Gesamtwerk ist die Produktion ein Schlag ins Poolwasser. Kerkeling mimt den charmanten Gimpelmoppel durchaus glaubhaft und mit vollem Körpereinsatz. Auch Benno Fürmann überzeugt als adretter und stoischer Anwalt Assmann.
Das Spiel des übrigen Casts, allen voran jenes der blassen Feriengast-Figuren und jungen Hotelbetreiber, kommt einem Laientheater gleich. Und die Drehbuchautoren bedienen sich eines Holzhammerhumors, der schon kurz nach der Jahrtausendwende altbacken war.
Als Beispiel für die Flachwitze sei jene Szene erwähnt, in der Edwin eine Zimmerpalme vor sich herschiebt, um sich unbemerkt zwei Personen zu nähern, deren Gespräch er belauschen will. Da fragt man sich schon, warum hier niemandem etwas Originelleres eingefallen ist. Hat man schon x-fach gesehen, ist nicht lustig, war nie lustig.
Über all das werden die Fans des Films in nostalgischer Grosszügigkeit vielleicht hinwegsehen und sich den Vierteiler am Mittwoch- und Donnerstagabend gleichwohl zu Gemüte führen. Aber ein bisschen traurig ist es schon, dass sich der mehrfach ausgezeichnete Hape Kerkeling für diesen vorhersehbaren Slapstick-Schwank hergegeben hat. Umso mehr, als er mit genialen Figuren wie der Paarberaterin Evje van Dampen oder dem schmierigen Journalisten Horst Schlämmer der deutschen Comedy ein Qualitätssiegel aufgedrückt hat.
Das Originellste an der Serie «Club Las Piranjas» sind noch die herrlich miesen und in bester Ballermann-Manier ausgefallenen Schlagerliedchen «Shalamalar» und «Popo von Paloma».
RTL | Comedyserie | 1. Staffel | A 2023
Mit Hape Kerkeling, Benno Fürmann, Judy Winter, Angelika Milster
Mi., 20. Dezember 2023, 20.15 Uhr (1+2/4)
Do., 21. Dezember 2023, 20.15 Uhr (3+4/4)
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