Ex-Skiprofi Tina Weirather ist voll im Weltcup-Modus. Vor dem Auftakt in Sölden (A) wurden schon drei neue Folgen des wöchentlichen «Podcasts am Pistenrand» publiziert: Mit ihrem Experten-Kollegen Marc Berthod und Michael Schweizer («Comedymänner») fachsimpelt sie locker und witzig über den Skizirkus und plaudert über Persönliches.
Anfang Jahr erwartet die Liechtensteinerin ihr erstes Kind. Nach den Rennen von Kranjska Gora im Januar will sie sich darum temporär vom SRF-Mikro zurückziehen.
Tele.ch Ihre Familie wird Anfang Jahr Zuwachs erhalten. Wie geht es Ihnen?
Tina Weirather Danke der Nachfrage, es ist schon jetzt ein grosses Abenteuer, aber mir geht es super!
Haben Sie Ihren Rücktritt im März 2020 schon mal bereut?
Eigentlich nur an einem einzigen Tag: am 11. Februar 2022, bei den Olympischen Winterspielen in Peking. Als ich vor dem Super-G für SRF mit der Kamera die Piste runterfuhr, dachte ich: «Mist, das wäre mein Rennen, das wäre massgeschneidert für mich!» An diesem Tag hat es wehgetan. Aber dass es wirklich nur dieser eine Tag war, bedeutet mir viel. Und natürlich hätte ich ohne Training auch keine Chance mehr gehabt (lacht).
Haben Sie nach dem Rücktritt gewisse Dinge nachgeholt?
Als erste «Amtshandlung» kauften wir einen Camper, zogen rum und gingen viel kiten. Ich war an der einen oder anderen Party, die ich sonst ausgelassen hätte. Und ich machte mein Gleitschirm-Brevet, auf das ich lange gewartet hatte. Seit ich schwanger bin, bin ich aber nur noch ein paar Mal geflogen.
Tönt vernünftig …
Das wird’s wohl sein (lächelt). Wenn es mich vorher in der Luft durchschüttelte, fand ich das eine coole Challenge, doch nun meldete sich gleich das schlechte Gewissen: Muss das wirklich noch sein? Es geht nicht mehr nur um dich. Für meinen «Abschiedsflug» ging ich dann auf die Churfirsten, die ich mir schon lange vorgenommen hatte. Nun habe ich den Schirm im Keller verstaut und weiss nicht, wann ich ihn wieder hervorhole.
Mit einigen Fahrerinnen sind Sie immer noch eng befreundet, mit Wendy Holdener etwa waren Sie in den Ferien. Wie wichtig waren für Holdener die ersten beiden Weltcupsiege im Slalom?
Enorm wichtig, im Sinne von erlösend, verdient und überfällig. Im WM-Slalom ging sie dann volles Risiko. Sie wollte nicht Vierte, auch nicht Zweite werden, sie wollte den Sieg. Die Einstellung stimmte voll, sie übertrieb es einfach ein bisschen und schied auf Goldkurs aus.
Lara Gut-Behrami wurde im Gesamtweltcup Zweite, doch im April wird sie 33. Was darf man von ihr erwarten?
Im Sommer hat sie nicht mehr so viele Läufe absolviert wie die anderen und sagte an einem Medientermin, sie hinterfrage sich immer mehr. Da denkt man schon, wo da noch der Spass ist und was sie überhaupt noch hält. Aber gleichzeitig hat sie wohl immer noch diesen unbändigen Ehrgeiz, zu gewinnen. Wir können froh sein, sie ist nach wie vor eine Leistungsträgerin.
Und wo steht Michelle Gisin?
Die beiden Sommer zuvor hatte sie wegen einer Erkrankung am Pfeifferschen Drüsenfieber nur sehr eingeschränkt trainieren können. Dies machte sich letzten Winter so richtig bemerkbar. Sie sagte: Erst seit sie nun wieder fit sei, habe sie richtig realisiert, wie viel ihr letzte Saison körperlich gefehlt hätte.
Kommt also die «alte» Gisin wieder zurück?
Das kann sein. Aber man muss auch sehen: Der Weg von dort, wo sie letzte Saison war, dorthin, wo sie mal gewesen ist, ist extrem weit.
Anfang letzte Saison sagten Sie, sie seien gespannt, ob Mikaela Shiffrin wieder zu ihrer Übermenschlichkeit zurückfinde. Und, hat sie?
Ja! Und wenn ihr der Einstieg in die Saison erneut gut gelingt, wird es wohl wieder nicht so spannend. Aber wenn nicht, eventuell durch ein paar Einfädler, dann kann es auch kippen bei ihr. Die Chance ist eher klein, aber da sie sich mehr auf die Speeddisziplinen konzentriert, kann das Törchen im Slalom für die anderen schon etwas aufgehen.
Strahlt Überflieger Marco Odermatt eigentlich auch auf die Schweizer Frauen aus?
Auf jeden Fall. Er ist das Gesamtpaket, das man sich nur wünschen kann. Ein Vorbild, nicht nur skifahrerisch, auch menschlich. Trotz Erfolg blieb er so bodenständig und cool. Seine Strahlkraft ist ultrawichtig. Und dass er aus den normalen Schweizer Mühlen gekommen und nun der Beste ist, gibt natürlich allen Selbstvertrauen.
Riesenslalom Frauen | Sölden AT
Kommentar: Marco Felder, Tina Weirather
Samstag, 28. Oktober 2023, 9.45/12.45 Uhr, SRF2