Sie gehören zum Sonntagmorgen wie die Gomfi auf den Zopf und Aromat aufs Dreiminuten-Ei: «Die haarsträubenden Fälle des Philip Maloney» auf Radio SRF 3. Die meisten von uns haben ganz eigene Erinnerungen – vielleicht sogar eine besondere Geschichte, die wir mit dem zerzausten Privatdetektiv verbinden.
Die Autorin dieses Textes etwa ist überzeugt, dass Maloney sie während der Pandemie vor dem Verrücktwerden bewahrte, verbrachte sie doch täglich ihre Mittagspause im Wald – mit ein, zwei Maloney-Fällen im Ohr. Auch Regisseur Mike Schaerer (49), der die ersten fünf Fälle der SRF-Serienadaption «Maloney» drehte, hat persönliche Erinnerungen an das Hörspiel. «Ich sehe mein Jugendzimmer vor mir, mit dem dunkelblauen Teppich. Auf dem lag ich und hörte ‹Die haarsträubenden Fälle des Philip Maloney›. So startete ich jeweils in den erholsamen Sonntag.»
Dass er nun dem sprücheklopfenden Whiskyliebhaber auf den Bildschirm verhilft, hat Schaerer unter anderem Luca Ribler zu verdanken, der das ganze Projekt vorangetrieben hatte und bei den Fällen 6 bis 10 Regie führt. Noch bevor Schaerer im Boot war, stand fest, wer den Maloney spielen würde: Marcus Signer (60). Der Bundespolizist aus «Wilder» und der Goalie aus «Dr Goalie bin ig» ist ein Glücksgriff.
Obwohl: Bei SRF konnte man sich den Radio-Privatdetektiv zuerst nicht als TV-Helden vorstellen. Deshalb – so erzählt man sich – ging Regisseur Ribler mit Schauspieler Signer in ein Brockenhaus, wo sie einen langen Ledermantel aufstöberten. Signer zog den Mantel an, und Ribler schickte ein paar Fotos ans Schweizer Fernsehen. Dort merkte man: Aha, so geht das! Für Maloneys Gegenspieler, den blasierten Polizisten, fiel die Wahl auf Stefan Kurt, der mit seinem Sinn für Komik hervorsticht.
In den Folgen 1 bis 3, die auch im Kino liefen, entdeckt man viele Gemeinsamkeiten zum Hörspiel: den Whisky natürlich oder bekannte Worte wie «Üble Sache, Maloney» und das obligate «So geht das!» am Ende jedes Falls. Doch es gibt auch Unterschiede. Am auffälligsten ist die Sprache: Maloney und der Polizist reden Bärndütsch. Man habe mehrere Szenen auf Hochdeutsch und mit Mundart getestet.
Schaerer: «Das Hochdeutsche hatte sofort eine höhere Abstraktion.» Doch Signer, der ein sehr guter Bühnenschauspieler sei, habe dann halt auch wie ein Bühnenschauspieler gewirkt. «Auf Bärndütsch ist er ein Original, der seine Geschichte und sein Leben mit sich trägt. Wir hatten das Gefühl, dass es bei der Visualisierung von Maloney näher an ihm dran ist.» Zudem sei es wohl auch richtig gewesen, dass man nicht mit den starken hochdeutschen Stimmen von Michael Schacht und Jodoc Seidl konkurriere. Maloney-Sprecher Schacht verstarb 2022, danach entschied Maloney-Erfinder Roger Graf, nach dem 404. Fall sei Schluss mit den Hörspielen.
«Jede Episode der Serie ist eine Wundertüte.»
Nun ermittelt Maloney also als Serienheld weiter. Auch hier schläft er unter dem Pult und begegnet ständig dem dusseligen Polizisten. Im Gegensatz zu den Hörspielen kämpft der Beamte nun weniger mit Computern und Druckern, sondern ist mit modernster Technik ausgerüstet. Das Setting ist modern und dennoch zeitlos. So sehen die Polizeifahrzeuge aus, als seien sie direkt aus den 80ern importiert worden.
Man habe Maloney nicht in die uns bekannte Gegenwart versetzen können und wollen, erklärt Schaerer. «Maloney ist jemand, der mit seinen Arbeitsmethoden und vom Wesen her in unserer Welt nicht existiert. Also mussten wir eine Welt schaffen, in die Maloney wie selbstverständlich reinpasst.» Hätte man ihn in eine Krimiwelt wie beim «Tatort» hineingepflanzt, hätte das nicht funktioniert. Schaerer weiss, wovon er spricht: «Tatort: Fährmann», der am Sonntag, 22. Dez., ausgestrahlt wurde, ist ja schon sein zweiter Zürcher «Tatort».
Zurück zu Maloney. Auffallend ist, dass er oft direkt in die Kamera redet. Dieses «Durchbrechen der vierten Wand» ist ein cleveres Stilmittel, das uns zu Verbündeten macht. Während man in den Hörspielen stets wusste, was der Detektiv, der auch Erzähler war, so dachte und machte, darf man hier Überlegungen mitverfolgen, die Maloney nur mit uns teilen will – und nicht etwa mit der Polizei.
Besonders reizvoll an der TV-Serie: Jede Folge erzählt eine neue, unabhängige Geschichte. «Eine Wundertüte», findet auch Regisseur Mike Schaerer. Die einzelnen Folgen werden nicht wie bei «Tschugger» oder «Neumatt» als Eventserie in wenigen Tagen gesendet, sondern häppchenweise: drei im Januar (Folge 2 am 12. 1; Folge 3 am 19. 1.), weitere drei im Frühling und vier im Herbst. Jede neue Episode wird eine Woche vor TV-Ausstrahlung auf Play SRF aufgeschaltet. Und wenn Maloney beim Publikum ordentlich punkten kann, folgen sicher noch weitere Fälle. So geht das!
SRF1 | Krimiserie | 1. Staffel
Mit Marcus Signer, Stefan Kurt, Bettina Stucky, Gilles Tschudi
CH 2025, 1. Januar 2025, 21.45, SRF1