Sommer 2022 in Norddeutschland, in der Nähe des 2000-Seelen-Dorfes Wacken. Es riecht nach Schweiss, Bier und Schlamm.
Vor der Bühne jubeln zehntausende Metal-Fans Thomas Jensen (Aurel Manthei) und Holger Hübner (Charly Hübner) zu. Die beiden lassen sich feiern wie Rockstars, waren sie es doch, die vor über drei Jahrzehnten das Wacken Open Air (W:O:A) ins Leben riefen, das heute grösste Metal-Festival der Welt.
Doch kurz darauf fummelt Hübner an der Beleuchtungsanlage rum und erleidet einen dermassen starken Stromschlag, dass er ins Koma fällt. Wacken steht still. «Ohne Holger geht nix, alles auf null!», ordnet Jensen an.
Was für ein irrer Einstieg in diese Miniserie, die – inspiriert von wahren Begebenheiten – zeigt, wie es zum W:O:A gekommen ist. Und sich beim genaueren Hinschauen als Geschichte einer lebenslangen Freundschaft entpuppt.
An Thomas Jensen ist es nun, mit privaten Anekdoten seinem komatösen Kumpel wieder Leben einzuhauchen. Am Krankenbett. «Je emotionaler, umso besser», so die behandelnde Ärztin.
Worauf wird Holger wohl reagieren? So blickt Jensen denn zurück: Ende der 1980er, als es in Wacken nichts gab ausser einem Landgasthof und einem Bus, der einmal täglich im Ort hielt. Damals war Thomas (Sebastian Doppelbauer) noch Punk, und erst Holger (Sammy Scheuritzel) zeigte ihm, was richtig geile Mucke war: Iron Maiden, Judas Priest, Motörhead!
Die Rückblicke entlocken dem bewusstlosen Holger immerhin ein Zucken. Mehr Leben kehrt erst in den Patienten zurück, als Thomas von der eigenen Metal-Coverband erzählt, mit der sie die Garage beschallten und die umliegenden Dörfer bei einer selbst organisierten Tournee unsicher machten.
In Schleswig-Holstein gab es damals kaum Auftrittsmöglichkeiten für die jungen Metaller – ihr Auftritt im dorfeigenen Landgasthof wurde nach wenigen Takten abgebrochen. Das machte die Jungs erfinderisch. «Mit den richtigen Getränken und anständiger Mucke kriegst du jeden Laden zum Laufen», fanden sie.
Die Idee für ein Metal-Festival auf dem Acker von Wacken war geboren. Ein Kredit von der Bank (sie «bestachen» den Banker mit einer Lederjacke) ermöglichte das allererste Wacken Open Air, etwa 800 pilgerten damals nach Wacken.
Spätestens an diesem Punkt von Thomas’ Anekdoten zucken beim Koma-Patienten Holger mehr als nur die Augenlider. Die Miniserie «Legend of Wacken» ist eine quirlige, witzige Heavy-Metal-Zeitreise zu den Wurzeln des Wacken Open Air.
Am besten zieht man sich die sechs Folgen ungeduscht mit einem Bier in der Hand rein. Man muss bloss aufpassen, dass man beim Headbangen vor dem Fernseher nichts verschüttet.
Nitro | Miniserie
Mit Charly Hübner, Aurel Manthei, Sebastian Doppelbauer, Sammy Scheuritzel
D 2023, Mi./Do., 12./13. Juli, 20.15 Uhr, Nitro – jeweils 3 Folgen am Stück