«Yippie Ya Yeah», johlt Tim Raue, als TELE.ch ihn am Telefon erwischt. Die «Schweinebacke» denkt man sich dazu, was ja zu einem Kochverrückten wie Tim Raue (48) gar nicht so schlecht passt.
Zurzeit steht er für Staffel 11 der erfolgreichen Sat 1-Kochshow «The Taste» vor der Kamera, die im Sommer auf Sendung geht. «Darüber darf ich aber nichts sagen», stellt der Berliner klar. Kein Problem – wir wollen ja über den süssen Ableger «The sweet Taste» sprechen.
Tele.ch: Bald geht’s los. Rechnen Sie mit dem Sieg? Immerhin haben Ihre Kandidaten zweimal «The Taste» gewonnen.
Tim Raue: Das ist keine Erwartung, das ist meine DNA (lacht). Das Ziel ist ganz klar: Ich versuche zu gewinnen. Ich sage bewusst nicht, ich will gewinnen. Ich bin kein Zweifler, aber ich bin jemand, der immer wieder alles in Gedanken durchspielt und gut vorbereitet an Herausforderungen herangeht.
Obwohl Sie ja, wie man aus «The Taste» weiss, absolut kein Back-Fan sind!
Backen und die Patisserie sind etwas, was mir genauso fernliegt wie Bilder aufhängen oder Auto fahren. Ich habe nicht mal einen Führerschein! Deswegen ist die Sendung für mich TV-technisch die bisher grösste Herausforderung.
Wie sehen das Ihre Jury-Kollegen Frank Rosin, Alexander Kumptner und Alexander Herrmann?
Ein richtiger Fan von Süssspeisen ist Alexander Kumptner. Der hält sich für einen Dessert-Gott. Alexander Herrmann und Frank Rosin denken auch, dass das was wird. Auch ich bin eigentlich ein totaler Süssmensch, liebe Eiscrème wie nichts anderes auf diesem Planeten. Aber ich weiss, dass ich nicht gut darin bin, das selbst zu machen. Ich halte mich nie für den Geilsten.
Anders als bei «The Taste» sind nur drei statt neun Folgen geplant. Zudem bestehen die Teams aus zwei statt aus vier Kandidatinnen bzw. Kandidaten. Was können wir sonst noch erwarten?
Es sind wahnwitzige Löffel entstanden, von denen keiner gedacht hätte, dass so was überhaupt existieren kann. Die Kandidaten gehen über die Grenzen dessen, was wir uns als Coaches vorstellen können. Es ist der Wahnsinn!
Als Coach sind Sie die Ruhe selbst, dann aber manchmal wieder ziemlich streng ...
Nicht nur manchmal, ich bin immer streng (lacht). Ich unterteile in gut genug und schlecht. Für mich gibt es nur Schwarz oder Weiss. Dazwischen existiert für mich nichts. Ich bin meines Erachtens aber nicht unfair, beleidige niemanden, bin aber bestimmt auch kein guter Verlierer. Verlieren ist für mich etwas, das ich nie wieder will: Ich will nie mehr in der Gosse landen.
Sie wuchsen in prekären Verhältnissen auf, erlebten in Ihrer Kindheit und Jugend viel Gewalt, waren Mitglied der Strassengang «36Boys». Wie hat Sie, den Profikoch, diese Vergangenheit geprägt?
Ich bin in einer sehr bildungsfernen Umgebung gross geworden, habe zu spät gemerkt, wie wichtig Schule ist. Einen Vorteil hatte ich allerdings: Durch die Härte und die Aggressivität der Strasse war ich so gestählt, dass ich mich in der Küche schnell zurechtgefunden habe.
Wie haben Sie es denn geschafft, diese Aggressivität zu überwinden?
Ehrlicherweise erst mit 41. Damals hatte ich eine Lebenskrise, war komplett überfordert. Ich habe viel in Therapien investiert, reflektiert. Heute mache ich Yoga, schaue mit einer Dankbarkeit auf das, was ich erreicht habe. Ich stehe nicht mehr unter diesem gewaltigen Druck, sondern bin mit mir im Reinen.
Dennoch arbeiten Sie noch immer viel, auch für Ihr Restaurant, das zu den fünfzig besten der Welt gehört.
Ja, Partys oder Kino gibt’s bei mir nicht (lacht). Ich bin jemand, der darauf ausgerichtet ist, Leistung abzuliefern. Aber ich habe viel Freude und Spass dabei – und kann mir auch nichts anderes vorstellen.
Für neue Inspirationen reisen Sie um die ganze Welt. Was gefällt Ihnen an der Schweiz?
Wie man meiner Figur ansehen kann, esse ich sehr gerne. Ich liebe das Geschnetzelte mit Rösti in der «Kronenhalle» in Zürich. Und ich schätze die Höflichkeit in der Schweiz: Im Gegensatz zum Berliner Umgang ist das eine Wohltat.
Das freut uns zu hören!
Vielen Dank für das unfassbar höfliche Gespräch, Sie waren «the cherry on the cake», wie man in der Patisserie sagen würde. Das versüsst mir den Tag, den ich jetzt wieder mit den anderen drei Spinnern verbringen muss!
Backshow
Mit Tim Raue, Alexander Kumptner, Frank Rosin, Alexander Herrmann
D 2023, Mittwoch, 22. Februar, 20.15 Uhr, Sat 1