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One – «Paris Police 1900»

La Grande Détonation

Die historische Krimiserie «Paris Police 1900» zeigt, dass auch die Belle Époque ihre finsteren und dreckigen Seiten hatte.

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Ehrgeizig:  der junge Polizist Antoine Jouin (Jérémie Laheurte).

Ehrgeizig: der junge Polizist Antoine Jouin (Jérémie Laheurte).

Rémy Grandroques/Canal+
TELE
Mischa Christen

Paris anno 1899: Die Stimmung im Land ist aufgeheizt. Die Verurteilung des Artillerie-Hauptmanns Alfred Dreyfus vor einem Pariser Kriegsgericht wegen Landesverrat gipfelt in einem Justizskandal. Die sogenannte Dreyfus-Affäre hinterlässt ein tief gespaltenes Volk: Auf der einen Seite formieren sich rechtsextreme Bewegungen, auf der anderen Seite erstarken anarchistische Gruppierungen.

Mitten in diesen Spannungen erleidet Präsident Félix Faure (Olivier Pajot) bei einem Schäferstündchen mit seiner Geliebten Marguerite «Meg» Steinheil (Evelyne Brochu) einen Herzinfarkt und stirbt. Um das Volk zu besänftigen, wird der ehemalige Polizeichef Louis Lépine (Marc Barbé) aus dem Ruhestand zurückgeholt. Kurz darauf fischen Obdachlose einen Koffer aus der Seine. Doch darin befinden sich nicht etwa Schmuck und Kleider, sondern der Torso einer jungen Frau.

Hier beginnt der Mordfall, dessen Ermittlungen dem unerfahrenen, aber ambitionierten Antoine Jouin (Jérémie Laheurte) anvertraut werden. Doch auch der unbeteiligte, korrupte Polizist Joseph Fiersi (gespielt vom Schweizer Thibaut Evrard) interessiert sich für den Fall. Als Spionin schleust er ausgerechnet Meg Steinheil ein, die Mätresse des verstorbenen Staatsoberhaupts. Obwohl sie verschiedene Ziele verfolgen, müssen Jouin und Fiersi schliesslich zusammenarbeiten, denn sie merken, dass sie einer Verschwörung auf der Spur sind. Letztlich geht es um nicht weniger als die Rettung der Grande Nation.

«Wenn man glaubt, die Belle Époque sei ein goldenes Zeitalter gewesen, liegt das nur daran, dass man sie nicht selber erlebt hat.»

Drehbuchautor Fabien Nury

Optisch erinnert «Paris Police 1900» an die deutsche Krimiserie «Babylon Berlin» (verfügbar beim Streamingdienst Sky Show). Die Bilder sind opulent, die Ausstattung eindrücklich, und das Paris anno dazumal macht einen authentischen Eindruck: Auf den schmutzigen und sumpfigen Strassen der französischen Hauptstadt wimmelt es von Menschen.

Drehbuchautor (und zugleich Regisseur einer Folge) Fabien Nury war es wichtig, die Belle Époque nicht zu verklären, sondern vielmehr aufzuzeigen, dass jene «goldene Ära» auch äusserst blutig und düster war. Ein umkämpftes Sündenbabel in einer Zeitenwende. «Wenn man glaubt, die Belle Époque sei ein goldenes Zeitalter gewesen, liegt das nur daran, dass man sie nicht selber erlebt hat», sagt Nury.

Die politischen Spannungen und die sozialen Ungerechtigkeiten dienen nicht bloss dem Grundrauschen der Serie, sondern sind ein systematischer Bestandteil der Handlungen. Dabei wirkt der historische Hintergrund – ein durch die Medien aufgeheizter Konflikt radikaler Gruppierungen, der Kampf um Gleichberechtigung sowie aufkeimender Antisemitismus – bedrohlich aktuell.

Der Einstieg harzt jedoch. Zu Beginn werden gleich mehrere Figuren in diversen Handlungssträngen eingeführt. Diese voneinander zu unterscheiden, ist aber nicht ganz einfach, da die meisten Frauen dieselbe Kleidung und fast identisch hochgesteckte Frisuren tragen; und auch die Männer schreiten mit Anzug, Sakko, Zwirbelbart und Melone oder Baskenmütze mehr oder weniger uniform daher.

Der ARD-Spartensender One strahlt die ersten fünf Folgen der französischen Retro-Krimiserie am Stück aus, die Episoden 6 bis 8 folgen in der Nacht von Sonntag auf Montag. Wer danach Lust auf mehr verspürt: Die Fortsetzung heisst «Paris Police 1905» und ist auf Sky Show abrufbar. Auch eine dritte Staffel soll bereits in Arbeit sein und das Jahr 1908 anvisieren.

Paris Police 1900

One | Retro-Krimiserie | 1. Staffel

Mit Jérémie Laheurte, Evelyne Brochu, Thibaut Evrard

F 2021

Episoden 1–5: Samstag, 22. Juni 2024, 23.50 Uhr
Episoden 6–8: Sonntag, 23. Juni 2024, 1.40 Uhr

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Von Mischa Christen am 21. Juni 2024 - 15:00 Uhr