Pascal Zuberbühler ist gerade auf dem Weg zum Flughafen, als er den Interviewtermin bestätigt. Er reist zur U20-WM in Argentinien. Seit Ende 2017 arbeitet der 52-jährige Thurgauer bei der Fifa mit Arsène Wenger zusammen, dem Direktor für globale Fussballförderung. Zubi ist dabei für die technische Entwicklung zuständig.
Tele.ch: Was konkret ist Ihre Aufgabe an der U 20-WM in Argentinien?
Pascal Zuberbühler: Ich bin für die Technische Studiengruppe zuständig. Dabei beobachten ehemalige Trainer und Spieler mit unseren Datenanalysten die Matches. Die Highlights werden herausgepickt und auf fifatrainingcentre.com veröffentlicht. Das ist eine riesige Plattform, eigentlich die Morgenlektüre jedes Trainers.
Sie spielten selber ein paar Jahre in England. Hat Sie der erneute Meistertitel von Manchester City überrascht?
Während der Meisterschaft dachte ich mal, dass es Arsenal durchzieht. Als dann aber Kevin De Bruyne aus seiner Verletzung zurückkam, holte City nochmals Luft. De Bruyne, für mich klar der Schlüsselspieler, verhalf auch Erling Haaland wieder aus seiner vorübergehenden Baisse. Arsenal liess auf einmal Punkte liegen und ManCity zog es durch.
Holt ManCity nun das Triple – also neben der Meisterschaft auch noch FA-Cup und Champions League?
Sehr gut möglich. Doch in der Champions League sind immer noch etwas die letzten Jahre im Hinterkopf: nicht schon wieder am grossen Ziel scheitern! Aber im Final ist City natürlich der klare Favorit. Umgekehrt spürt Inter Mailand null Druck und hat nichts zu verlieren. Bei denen würde ich nun gerne im Tor stehen (grinst), da kannst du nur gewinnen. Aber: Es kann auch sein, dass Inter von City einfach die Limiten aufgezeigt bekommt, so wie Real Madrid im Halbfinal-Rückspiel. Ich kriege jetzt noch Gänsehaut!
Die investierten Milliarden zahlen sich bei ManCity doch noch aus?
Man kann von Pep Guardiola halten, was man möchte – aber er hat es wieder hingekriegt, dass die Spieler mit einer unglaublichen Konstanz auf dem Rasen abliefern. Haaland zu kaufen – das hat eigentlich gar nicht zu Guardiola gepasst. Aber es ist aufgegangen. Er ist nicht mehr der Trainer, der nur mit Tiki-Taka von hinten herausspielt. Der Goalie schlägt auch mal einen weiten Ball, und vorne steht Haaland, der seinen Körper einsetzen kann. Damit war Guardiola schon wieder einen Schritt voraus.
Welche Rolle spielt dabei unser Nati-Spieler Manuel Akanji?
Akanji ist überragend. Es passt und harmoniert. Er ist clever und weiss genau, wo er hinwill. Aber es war wieder Guardiola, der Akanji von Dortmund holte und ein paar Tage später bereits in der Startelf spielen liess. Wow! Ein anderer hätte erst abgewartet. Guardiola weiss genau, was er an diesem Spieler hat, und nun zahlt er es ihm zurück.
England ist die reichste Liga der Welt, wird aber immer mehr in eine Zweiklassengesellschaft geteilt. Ist das auf die Dauer nicht ein Problem?
Gute Frage. Der englische Fussball ist aktuell das Nonplusultra. Dann haben sie eigentlich alles richtig gemacht. Klar, die ausländischen Besitzer sind teilweise schon crazy. Die kommen und wollen sich etwas zu fest in den Vordergrund drängen und sehen den Verein als Spielzeug. Das ist ein Problem. Einen Club zu führen, ist etwas extrem Schwieriges. Ich habe das noch nie gemacht. Da brauchst du die richtigen Leute.
Aber die Schere von den normalen zu den reichen Clubs öffnet sich immer mehr, müsste man das regulieren?
Ich bin kein Politiker, ich liebe einfach den Fussball. Und ich bin natürlich privilegiert ...
Inwiefern?
Ich darf bei der Fifa mit den Exponenten des Weltfussballs zusammenarbeiten. Ein total spannender Job! Für das Projekt «Talent Development Scheme» bekamen wir 200 Millionen Euro. Wir wollen Talente auf der ganzen Welt aufspüren, sie in Fifa-Akademien in ihrem eigenen Land trainieren und spielen lassen. Weg vom Modell, dass Talente im Ausland ausgebildet und dort eventuell auch noch eingebürgert werden. Fifa-Präsident Gianni Infantino liegt dieses Projekt besonders am Herzen.
FA-Cup: Final aus dem Wembley, London
Samstag, 3. Juni, 14.50 Uhr auf BBC 1