Ursprünglich war auf diesem Sendeplatz am Donnerstagabend die Dramaserie «East Side» programmiert. Sie thematisiert die krummen Immobiliengeschäfte zwischen arabischen Bewohnern Ost-Jerusalems und jüdischen Siedlervertretern. Die israelische Produktion wurde vor dem 7. Oktober 2023 gedreht, also bevor der schwelende Nahostkonflikt mit dem Angriff der Hamas auf Israel in einen dauerhaften Krieg ausartete.
Arte plante eigentlich, «East Side» auszustrahlen, krebst nun aber quasi in letzter Sekunde doch noch zurück. «Angesichts der tragischen Ereignisse im Nahen Osten», lässt sich eine Medienverantwortliche zitieren, «haben wir entschieden, dass die Serie, die sonst von sehr hoher Qualität ist, derzeit nicht angemessen ist, und nehmen sie aus dem Programm.» Arte will wohl aus Pietätsgründen auch verhindern, dass politisch brisante Szenen in der Serie mit der neuen Realität kollidieren.
Ersatz leistet die deutsch-österreichische Serie «Schnee», die bereits vor einem Jahr in der ARD lief und ebenfalls ein brisantes Thema in den Fokus nimmt. Sie kombiniert das Mystery-, Grusel-, Thriller- und Krimifach und steckt all das in eine Geschichte, die dem Publikum die negativen Auswirkungen des Klimawandels vor Augen führt.
«Angesichts der tragischen Ereignisse im Nahen Osten, haben wir entschieden, die Serie aus dem Programm zu nehmen.»
Arte
Im Mittelpunkt steht die Ärztin Lucia (Brigitte Hobmeier), die mit Ehemann Matthi (Robert Stadlober) und ihren zwei Kindern von der Stadt ins österreichische Bergdorf Rotten zieht. Hauptgrund für den Umzug: Die zehnjährige Tochter Alma (Laeni Geiseler) leidet an schwerem Asthma, die Bergluft soll ihr Leid lindern. Zufällig sucht das Dorf auch eine neue Betreiberin der Arztpraxis. Der perfekte Job für Lucia. Matthis Eltern betreiben ein Hotel im Wintersportort, den aber wegen des Schneemangels kaum noch jemand besucht. Um den ausbleibenden Skitourismus wieder anzukurbeln, planen sie ein spektakuläres Projekt: Ein Bergrücken in noch schneesicherer Höhe soll weggesprengt werden und Platz für eine topmoderne Gondelbahn machen.
Doch bevor die Bauarbeiten beginnen, gibt der Gletscher eine seit 40 Jahren vermisste Frau frei. Für Lucia und ihre Tochter Alma ist das der Anfang von mysteriösen Vorkommnissen. Das Mädchen führt seine Mutter nämlich direkt zum Fundort und behauptet auch noch, mit der Toten zu kommunizieren. Die Obduktion der erstaunlich gut erhaltenen Leiche ergibt, dass die Frau ermordet wurde. Und schon steht die Kriminalpolizei auf der nasskalten Matte. Doch warum verhält sich Alma so merkwürdig? Und wieso weiss sie Dinge über die Tote, die sie eigentlich gar nicht wissen kann? Lucia stellt Nachforschungen an und erfährt immer mehr rätselhafte Dinge über ihre neue Heimat.
Schmelzender Gletscher spuckt Mordopfer aus. Klimawandel trifft Krimi. Kann man machen. Aber warum mengt man noch die übersinnlichen Kräfte eines Mädchens bei? Wie auch immer. Hat man sich mit dem Genreknäuel erst einmal angefreundet, kann man genüsslich das Ambiente der Serie aufsaugen: die alte, gespenstische Hütte der Familie, die düstere Bergwelt, der sphärische Klangteppich und die in kaltes Blau getauchten Bilder. Am Ende des TV-Tages birgt die Klimakrise zurzeit wohl das geringere Konfliktpotenzial als Immobilienzoff in Ost-Jerusalem.
Arte | Mysteryserie | A/D 2023 | 1. Staffel
Mit Brigitte Hobmeier, Robert Stadlober, Laeni Geiseler
Donnerstag, 7. November 2024, 22.30 Uhr (Folgen 1–3/6)
Donnerstag, 14. November 2024, 23.15 Uhr (Folgen 4–6/6)