Die spinnen, die Parlamentarier

«Europa – was ist das? Ein Versprechen für eine Gemeinschaft mit denselben Werten und Zielen. Für eine gemeinsame Zukunft! Und dieses Ideal wird verkörpert durch die Verordnung zur Vereinheitlichung der Ladegerätestandards für Mobiltelefone.»

Betretenes Schweigen im Saal. Beim Versuch, die Stimmung der augenrollenden Journalisten zu heben, macht der Kommissar des EU-Parlaments alles nur noch schlimmer. Man ahnt es bereits: Die aberwitzig-amüsante und mit dem Grimmepreis ausgezeichnete Politsatire «Parlament» geht in die dritte Runde.

Im Zentrum steht wieder der idealistische, schülerhafte Samy (Xavier Lacaille), der in Strassburg vom Assistenten zum politischen Berater im EU-Parlament aufgestiegen ist. Als er erfährt, dass seine ehemalige Kollegin Valentine (Georgia Scalliet) für den Posten der französischen EU-Kommissarin kandidiert, setzt er sich ein neues Ziel: Er will mit ihr nach Brüssel.

Weniger erfreulich läuft es derweil für Samys Freundin Rose (Liz Kingsman). Dass er sich etwas für sie schämt, weil sie Britin und keine EU-Bürgerin mehr ist, erträgt Rose zwar stoisch. Als sie aber als Politjournalistin bei einer Redaktion anheuert, verfliegt ihr Enthusiasmus vollends. Zuerst wird sie von einer komplett abgelöschten Kollegin düpiert und muss dann am Boden sitzend um eine Steckdose für ihren Laptop rangeln. Und die Entlöhnung ist unterirdisch.

Samy hingegen schwärmt seinem Kollegen vor, wie viel Spass ihm die parlamentarische Arbeit macht, nur um von diesem hohntriefend zu hören: «Im Ernst? Macht dir Spass? Sozialarbeiter in einem Heim für Schwererziehbare?»

Eine Aussage, die die deutsch-französische Serie vorzüglich beschreibt. Wirft sie doch einen satirischen, aber irgendwie auch liebevollen Blick auf das EU-Parlament und dessen Belegschaft. In kurzen, rasanten Episoden stellt die stilistisch an die Büro-Sitcom «Stromberg» erinnernde Serie die politischen Zusammenhänge dar, ohne sich in Details zu verlieren.

Das Resultat ist ein überzeichnetes Bild des bürokratischen Apparates. Böse Zungen meinen, «Parlament» sei gar keine Satire, sondern widerspiegle einfach das komplexe Gebilde EU-Parlament. Als Schweizer Aussenstehende lassen wir das lieber mal unkommentiert.