Mouthe ist ein französisches Kaff in der Region Franche-Comté nahe der Schweizer Grenze. Im Winter bildet sich in diesem geschlossenen Talbecken oft ein Kaltluftsee. Temperaturen von minus 30 Grad sind hier keine Seltenheit. Und so gilt Mouthe als die kälteste Gemeinde von ganz Frankreich.
Kein Wunder, bricht der Pariser Krimiautor David Rousseau (Jean-Paul Rouve) nicht in Jubelgesänge aus, als er von Bruder Giacomo ins Kloster Mouthe bestellt wird. Er ist ein Bekannter von Rousseaus verstorbener Mutter und muss ihm «etwas Wichtiges mitteilen». Als der Autor ankommt, ist der Mönch aber tot. Rousseau schafft es gerade noch zur Beerdigung.
Dann wird es inmitten von Schnee und Eis noch brenzliger: Ein Schulmädchen findet in einem Park ein abgeschnittenes Ohr. Auf dem Rückweg vom Kloster fährt Rousseau am Fundort des Ohrs vorbei und sieht sich bemüssigt, die Ermittler in sein Wissen einzuweihen.
Als die sterblichen Überreste eines Körpers ohne Ohr entdeckt werden, ist Rousseau wieder zufällig in der Nähe. Wie selbstverständlich trampelt er auch in diesen Tatort, trifft auf den Polizisten Major Louvetot (Guillaume Gouix) und bombardiert ihn ungefragt mit Spekulationen über einen kunstbesessenen Serienkiller. Geht Rousseaus schriftstellerische Phantasie mit ihm durch, oder ist an der Vermutung was dran? Louvetot stört sich jedenfalls an Rousseaus Einmischung und fordert ihn auf, sich gefälligst aus den Ermittlungen rauszuhalten.
Bald taucht noch eine Leiche auf, deren Inszenierung diesmal nicht Vincent van Gogh huldigt, sondern Andy Warhol. Nun wird Louvetot zwar hellhörig, schliesst Rousseau aber weiterhin von den Ermittlungen aus. Der wiederum fühlt sich jetzt erst recht dazu berufen. Seine Neugier kostet den aufdringlichen Autor sogar vorübergehend die Freiheit.
Schade, fällt die Zufälligkeit, dass sich der Kriminalautor stets zur richtigen Zeit am richtigen Ort befindet, so plump aus. Das ist aber auch schon das Einzige, was es an der Krimiserie zu meckern gibt. «Polar Park» erzählt einen ausgeklügelten Kriminalfall und besticht durch subtilen Wortwitz, unterschwellige Situationskomik und exquisite Musik.
David Rousseau ist übrigens nicht das erste Mal in eisigen Gefilden zugange. Schon 2011 nahm er in Mouthe Recherchen für ein Buch auf – im Kinofilm «Poupoupidou». Der französische Drehbuchautor und Regisseur Gérald Hustache-Mathieu liess ihn nun wiederauferstehen und gab ihm dabei so viel zu tun, dass es für eine sechsteilige Serie reichte.
Arte zeigt die ersten drei Episoden diesen Donnerstag, die zweite Hälfte der Staffel eine Woche später.
Arte | Krimiserie | 1. Staffel | F 2023
Mit Jean-Paul Rouve, Guillaume Gouix, India Hair
Do., 2. November 2023 (1–3/6), 20.15 Uhr
Do., 9. November 2023 (4–6/6), 20.15 Uhr