Ohne geht es nicht: Wer nicht schläft, der stirbt. Das haben mehrtägige Tanzwettbewerbe in den 1920er- und 1930er-Jahren gezeigt, bei denen Paare nicht nur bis zur Ohmacht, sondern bis zum Koma und Herzstillstand tanzten. Schlaf ist also nötig und wichtig für unser Wohlbefinden.
Teil zwei von «Terra X: Reise ins Gehirn» befasst sich am 26. März 2023 mit dem Thema «Schlaf und Traum». Was passiert in unserem Gehirn, wenn wir schlafen? Und was tut sich im Oberstübchen, wenn wir wie wild am Träumen sind?
Nun, es scheint einfacher, das Universum zu vermessen oder ein Atom zu zerlegen, als die Geheimnisse unseres Schlafs aufzudecken. Gleichwohl liefert die Sendung mit Moderatorin Mai Thi Nguyen-Kim (35) aufweckende Erkenntnisse – fast schon Erweckungserlebnisse. Dabei geht es einerseits um wissenschaftliche Fakten, andererseits um eine Reise in die Geschichte der Schlafforschung.
Auf ihrem somnologischen Trip begegnet Nguyen-Kim einflussreichen Persönlichkeiten – alle von Michael Kessler verkörpert –, etwa auch Sigmund Freud (1856–1939), dem Begründer der Psychoanalyse.
Gut einen Drittel des Lebens verbringen wir im Schlaf. Dabei wird zwischen Tiefschlaf, Kernschlaf und der REM-Phase unterschieden. Zu Beginn müssen wir die Phasen erst entwickeln: Babys befinden sich in einer Art Dauerdämmerschlaf, während Teenager nie richtig wach zu werden scheinen.
Im Alter wird der Tiefschlaf kürzer, allgemein kommt man mit weniger Schlaf aus. Sind es bei Säuglingen noch 16 Stunden, erwachen Senioren bereits nach deren sechs.
Professor Jan Born von der Universität Tübingen formuliert es besonders verheissungsvoll: «Menschen sind die besten Schläfer, sie haben den schönsten, den wohlgeformtesten Schlaf im Vergleich zu anderen Tieren.» Wieso das denn? «Da wir im Vergleich zu anderen Tieren am meisten Intelligenz besitzen, liegt der Schluss nahe, dass wir den Schlaf brauchen, um intelligent zu sein und um das Gedächtnis zu bilden», so Born. Die Folgerung: Schlafen macht schlau.
Unzählige Forschungsnächte im Schlaflabor zeigen, dass verschiedenste Bereiche des Gehirns nachts auf Hochtouren arbeiten. Allen voran der Hippocampus. Er ist eine Art Zwischenspeicher, der unsere Eindrücke vom Tag aufnimmt. Allerdings hat er nur begrenzte Kapazität und muss nachts im Schlaf neuen Platz schaffen. Also werden Informationen, die das Gehirn als notwendig erachtet, zur Langzeitspeicherung vom Hippocampus in die Hirnrinde übertragen. Belanglose Erinnerungen hingegen werden gelöscht.
Was passiert aber, wenn wir träumen? Wie kann es sein, dass wir, obwohl nachts kaum Reize ins Gehirn dringen, die irrsten Dinge «erleben»? Dinge, die’s gar nicht gibt. Trotz geschlossenen Augen ist unsere Sehrinde hochaktiv: Visuelle Eindrücke, die in verschiedenen Hirnregionen abgespeichert sind, werden zu teilweise bizarren Bildern zusammengesetzt.
Grund dafür ist die Inaktivität des präfrontalen Cortex, der es uns im Wachzustand ermöglicht, zwischen Realität und Phantasie zu unterscheiden. Zugleich sendet das limbische System – das Gefühlszentrum – starke Impulse aus. Wir werden im Traum von Emotionen überflutet. Kein Wunder, gleicht das oft einer emotionalen Achterbahnfahrt.
Zu den häufigsten Träumen gehören jene, in denen man verfolgt wird, fliegen kann oder sich einer Prüfung stellen muss. Wissenschaftlich belegte Bedeutungen von Traumsymbolen gibt es nicht.
Freuds Triebtheorie, dass nachts verborgene Wünsche in uns aufsteigen, die wir tagsüber unterdrücken, ist überholt. Der einstige Superstar der Psychoanalyse schoss mit seiner Sex-Besessenheit nachweislich übers Ziel hinaus.
Übrigens: Wer schlafwandelt, ist weder mondsüchtig noch hyperaktiv, sondern leidet ganz einfach an einer Aufwachstörung. Ganz im Gegensatz zu jenen, die es erst nach 5-maligem Drücken der Schlummer-Wecker-Taste aus den Federn schaffen: Die haben keine Aufwachstörung, sondern sind vielleicht einfach besonders schlau.
Schlaf und Traum
Mit Mai Thi Nguyen-Kim und Michael Kessler
Sonntag, 26. März, 19.30 Uhr, ZDF