Nun hat sie auch schon drei Staffeln auf dem Buckel und geht in Runde vier. 2021 feierte «Jenseits der Spree» als Nachfolgerin von «Der Kriminalist» ihren Einstand. Der Auftakt verlief unaufgeregt, aber reizvoll. Das gegensätzliche Ermittler-Duo Robert Heffler (Jürgen Vogel) und die Kripo-Beamtin Kay Freund (Seyneb Saleh) sorgten für ein klassisches Spannungsfeld, das man sich von den Dienstagskrimis mittlerweile gewohnt ist.
Auch beim Publikum fand der Neuling Anklang und wurde fortgesetzt. Allerdings mit einem Besetzungswechsel: Kay wurde zu Beginn der zweiten Staffel erschossen und durch Mavi Neumann (Aybi Era) ersetzt. Die stiess bei ihrem neuen Kollegen Robert zuerst auf heftigen Widerstand. Doch das hat sich längst gelegt. Das saloppe Miteinander zwischen ihr und Heffler hat sich hübsch eingependelt.
Robert Heffler ist kein konventioneller Ermittler. Der kernige Kriminalhauptkommissar mit den Zahnlücken jagt nicht nur Verbrecher in Berlin, sondern muss auch ein komplexes Familienleben als alleinerziehender Vater regeln. Das packt er aber meistens ziemlich souverän. Wenn es passt, auch mal mit einem kecken Spruch auf den Lippen.
Er habe seine Figur von Anfang an gemocht, sagt Vogel: «Robert befindet sich ja im Dauerstress, drei Töchter grossziehen, zu wenig Zeit haben, den Job gut machen wollen – und dabei trotzdem immer ein schlechtes Gewissen haben.» Endlich, so Vogel, werde dieser Spagat auch mal aus der männlichen Perspektive erzählt. Der 56-jährige gebürtige Hamburger weiss genau, worum es da geht. Hat er doch selber sieben Kinder mit vier Frauen. Sein ältester Spross ist 36, sein jüngster gerade mal zwei Jahre alt.
«Das Crossover bringt eine nette Abwechslung in den Dienstagabend»
Doch zurück nach Berlin-Köpenick: Im ersten Fall der neuen «Spree»-Staffel wird eine junge Frau während einer nächtlichen Velofahrt ermordet. Die Ermittler stossen bald auf ein komplexes Beziehungsgeflecht: Romy (Martina Schöne-Radunski) hatte kurz vor ihrem Tod ihre Frau und ihren gemeinsamen Musikladen verlassen und war samt dem kleinen Sohn zu einer alten Bandkollegin gezogen. Heffler und Neumann erfahren von einem wüsten Streit mit einem Kunden, doch auch Romys Bandkollegin Maren (Margarita Breitkreiz) gerät unter Verdacht.
Wie gewohnt bekommt auch das turbulente Privatleben der Ermittler viel Spielzeit. Heffler hält weiter die Affäre mit seiner Chefin Katharina Koblinski (Elisabeth Baulitz) am Köcheln. Doch diesmal werden die zwei beim Schäferstündchen fast ertappt! Ausgerechnet von Hefflers Ex-Frau, die unangemeldet auftaucht. Währenddessen bringt Kriminalhauptkommissarin Mavi Neumann immer mehr über ihren verschwundenen Vater in Erfahrung.
Schliesslich wartet noch ein besonderer Leckerbissen aufs Krimi-Publikum: Heffler und Neumann erhalten Besuch von zwei Kollegen aus München. «Die Chefin» Vera Lanz (Katharina Böhm) und ihr Kollege Paul Böhmer (Jürgen Tonkel) ermitteln in einem Pharmaskandal und zwei miteinander zusammenhängenden Morden in München und Berlin. Die Kollegen aus dem Süden werden ziemlich frostig empfangen, doch nach ersten Unstimmigkeiten raufen sich die Teams zusammen.
Das ist auch bitter nötig, denn der Fall gestaltet sich so kompliziert, dass sich die Ermittlungen noch in die neue «Chefin»-Staffel ziehen. Dabei gibt es allerdings einen Wermutstropfen: Die serienübergreifenden Episoden strahlt SRF erst 2025 aus, die Sendetermine stehen aktuell noch nicht fest. Auf jeden Fall bringt dieses «Jenseits der Spree» /«Die Chefin»-Crossover eine überraschende Abwechslung in den Dienstagabend. Derartige Experimente könnte man durchaus auch mit weiteren Krimi-Kandidaten wagen.
SRF 1 | Krimiserie | 4. Staffel
Mit Jürgen Vogel, Aybi Era
Dienstag, 29. Oktober 2024, 20.05 Uhr (1/8)