«Ich musste 45 einstweilige Verfügungen beantragen»

Thomas hatte nur durch einen Wink des Schicksals die Serienrolle bekommen. Die Schauspielschülerin wollte sich auf das Theater konzentrieren oder höchstens Drehbücher schreiben, als sie vom Produzenten Glen Larson kurzfristig für dessen neue Serie engagiert wurde. Der suchte einen Ersatz für Farrah Fawcett, die ursprünglich für die Rolle der Jody Banks vorgesehen war – an der Seite ihres damaligen Ehemannes Lee Majors. Die «Drei Engel für Charlie»-Schönheit hatte sogar schon im Pilotfilm der Serie mitgespielt. Doch ihre Ehe mit Majors kriselte gewaltig, und die Spannungen am Set wurden immer unerträglicher. Weshalb Larson die Reissleine zog und die bislang völlig unbekannte Heather Thomas wegen ihrer Ähnlichkeit zu Fawcett zum Star machte. Doch eine Karriere als Kinostar wurde nicht daraus. Stattdessen zog sich die heute 64-Jährige in den 90er-Jahren aus Hollywood zurück.

Streaming.ch: Warum haben Sie damals die Schauspielerei aufgegeben?

Heather Thomas: Ich hatte wegen der Serie leider eine Menge verrückter Stalker, völlig durchgeknallte Fans. Ich glaube, ich musste 45 einstweilige Verfügungen beantragen. Das kommt davon, wenn deine Visage auf Klodeckeln und Aschenbechern zu sehen ist. Einer der Stalker ist sogar mit einem Messer über unseren Gartenzaun geklettert. Das war’s dann für mich. Meine Töchter waren damals noch sehr klein. Ich wollte ihnen eine normale Kindheit bieten.

Haben Sie den Rückzug nie bereut?

Nein. Ich brauchte die Gagen schon damals nicht mehr. Ich stehe finanziell bis heute sehr gut da. Ich traf damals die Entscheidung als Mutter und habe es nie bereut. Und als meine beiden Mädchen im College waren, wurde ich wieder schwanger und musste das nächste Girl grossziehen.

Nebenher haben Sie einen Roman geschrieben und sind zur Politik-Aktivistin geworden.

Mir war die Gleichberechtigung von Frauen und Minoritäten, aber auch der Umweltschutz schon immer sehr wichtig. Ich wollte nicht länger nur zuschauen, auch meinen Kindern und Enkeln zuliebe. Ich wollte gegen die Leute ins Feld ziehen, die nur am Geld verdienen interessiert sind und denen das Wohl der Menschen und der Umwelt egal ist.

Sie unterstützen die Demokratische Partei finanziell. Kennen Sie Präsident Biden persönlich?

Ich habe ihn bereits vor 33 Jahren unterstützt, als er zum ersten Mal als Kandidat für die Präsidentschaft angetreten ist. Ich habe ihn seither ein paar Mal getroffen, das letzte Mal vor ein paar Jahren in Los Angeles. Ich war schon immer ein Fan von ihm.

Schliessen Sie ein Hollywood-Comeback für immer aus?

Ich bin auf jeden Fall zu alt, um wieder gestalkt zu werden. Wer weiss, vielleicht arbeite ich ja doch noch mal wieder vor der Kamera.

Viele Streaming-Anbieter produzieren Remakes von alten Kultserien. Warum nicht auch von «The Fall Guy»?

Mal schauen …

Haben Sie noch Kontakt zu Ihrem Co-Star Lee Majors?

Ich habe ihn vor drei Monaten gesehen. Nicht live, sondern via Video-Call, als wir zu einem Fan-Treffen zugeschaltet wurden. Das hat echt Spass gemacht, mit Lee mal wieder gemeinsam auf dem Bildschirm zu sehen zu sein. Und mit Douglas Barr, der in der Show Howie Munson gespielt hat, habe ich vorgestern noch telefoniert. Wir halten also nach all den Jahren noch immer Kontakt.

Können Sie sich noch an Ihren ersten Drehtag am Set von «The Fall Guy» erinnern?

Ja, als wäre es gestern gewesen. Ich war sehr eingeschüchtert, plötzlich Lee Majors gegenüberzustehen. Er war so ein gigantischer Superstar damals, und ich war neu. Doch er war unheimlich nett und hat mir alles beigebracht, was ich brauchte, um die Serie überstehen zu können.

Zum Beispiel?

Er hat mich bei den Kampfszenen gegen die anderen Stuntleute beraten, wie ich mir meine Kraft am besten einteilen kann. Und er hat mir die kleinen Tricks verraten, wie man seine Mimik trainiert, so dass man in Grossaufnahmen gut rüberkommt. Er war ein Klasse-Lehrer!