Als Teenie-«Spider-Man» brachte er die spassige Seite des Superhelden zum Vorschein. Gegensätzlicher könnte Tom Hollands neue Rolle nicht sein. In «Cherry» spielt der 24-Jährige einen drogensüchtigen Ex-Soldaten, der den Kriegshorror nicht verarbeitet hat und aus Geldnot Banken überfällt.
Streaming: Wie haben Sie sich auf eine solch düstere Rolle vorbereitet?
Tom Holland: Ich habe mich mit 30 ehemaligen Soldaten unterhalten, die alle nach der Rückkehr aus dem Krieg suchtkrank wurden und an einer Form von posttraumatischem Stress-Syndrom litten. Ihr Problem hatte jedes Mal denselben Ursprung: Als junge Männer hatte man sie zu Killern ausgebildet. Aber niemand hat sie darauf vorbereitet, sich hinterher wieder in die Zivilgesellschaft einzugliedern.
Und Sie konnten sich einfach so in die Köpfe dieser Männer hineinversetzen? Oder haben Sie dazu Hilfsmittel benötigt?
Falls Sie mich damit fragen wollen, ob ich für die Rolle angefangen habe, Drogen zu nehmen: Die Antwort ist ein klares Nein! Ich habe schon immer einen Bogen um Drogen gemacht. Wenn ich mir was gönne, dann mal einen Drink.
Sie mussten für die Junkie-Rolle viel Gewicht verlieren …
… fast 15 Kilogramm ...
… obwohl Sie ja von Natur aus schon ziemlich schlank sind. Wie haben Sie das geschafft?
Es war eine Tortur. Ich bin eigentlich den ganzen Tag nur herumgerannt – bis ich nicht mehr konnte. Ich war teilweise so ausgepowert, dass ich vor Müdigkeit und Erschöpfung keinen Schritt mehr machen konnte. Ich habe mich dann mit Energydrinks noch weiter gepusht. Das Laufen wurde irgendwann wie eine Sucht. Mein Körper hat nach dem Runner-High geschrien, wenn ich mal ein paar Tage Pause gemacht habe. So ähnlich fühlen sich Drogenabhängige, wenn sie den nächsten Schuss brauchen. Sie sehen, ich habe zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen.
Ist etwas von «Cherry» bei Ihnen hängengeblieben?
Grundsätzlich lasse ich meine Rolle am Set zurück, wenn ich nach Hause gehe. Aber durch diesen Film habe ich begriffen, wie wichtig mentale Gesundheit ist. Auch die körperliche Gesundheit hängt stärker davon ab, als ich gedacht hätte. Wenn du dich gut fühlst und selbstbewusst bist, dann umgibst du dich automatisch mit Menschen, die genauso positiv drauf sind und dich pushen.
Ihre Karriere ging bislang nur steil nach oben. Doch Rückschläge sind im Leben programmiert. Haben Sie Sorge, dass berufliche Misserfolge Sie runterziehen könnten?
Nein. Mein Vater hat mir schon früh eingeimpft, dass ich immer stolz auf mich sein soll, solange ich mein Bestes gebe. Wenn man das tut und etwas danebengeht, dann hatte man es selbst nicht in der Hand.