Selten erschien eine fiktionale Serie realistischer als «Young Rock». In der Sitcom tritt Dwayne «The Rock» Johnson als er selbst im Jahr 2032 auf. Genauer gesagt bewirbt er sich in jenem Jahr für das Amt des amerikanischen Präsidenten – ein Lebensplan, den der ehemalige Profi-Wrestler und Actionfilmstar im wahren Leben nicht ausschliesst.
Da kann es nicht schaden, seine turbulente Vergangenheit für potenzielle Wähler schon mal offen zu legen – garniert mit einer Prise künstlerischer Freiheiten à la Hollywood.
Die Sitcom basiert auf einem Interview, in dem «The Rock» von einem TV-Journalisten (Randall Park) über sein Leben befragt wird. Die Serie besteht aus vier aufeinanderfolgenden Phasen, die die wichtigsten Lebensabschnitte von Johnson beleuchten. «The Rock» aus dem Jahr 2032 übernimmt die Aufgabe des Erzählers, der sich an die verschiedenen Zeitspannen erinnert.
Die Geschichte erstreckt sich über vier Jahrzehnte in Johnsons Leben. Wobei die einzelnen Folgen nicht aufeinander aufbauen, sondern zeitlich hin- und herspringen – was ein wenig verwirrend sein kann.
Einer der Handlungsstränge spielt 1982 auf Hawaii, wo der 10-jährige Dwayne, genannt Dewey (gespielt von Adrian Groulx), als Sohn des Profi-Wrestlers Rocky (Joseph Lee Anderson) und der Sängerin Ata (Stacey Leilua) in Armut aufwächst. Ein Höhepunkt ist Deweys rührende Beziehung zu dem liebenswerten Wrestler-Koloss Andre the Giant (Matthew Willig), der in der bereits geplanten 2. Staffel eine noch grössere Rolle spielen soll.
Eine weitere Ära des jungen Rocks ist seine Highschool-Zeit in Pennsylvania. Der 15-jährige Dwayne (Bradley Constant) ist weniger an Schularbeiten interessiert, als auf Girls fokussiert. Weil er möglichst gut aussehen will, ihm aber dafür die Mittel fehlen, geht er in Einkaufszentren auf Klau-Tour. Seine bevorzugte Beute: Designerklamotten und Schmuck. Als sich der Präsidentschaftskandidat Johnson mit seinem Langfinger-Talent brüstet, geht – sehr realistisch – sein PR-Mann dazwischen und verbietet alle weiteren Fragen zum Thema kriminelle Jugendzeit.
Der dritte Lebensabschnitt beginnt 1990. Dort dreht sich alles um die vier Collegejahre von Johnson (Uli Latukefu) an der Universität von Miami, wo er als Footballspieler auf eine Profikarriere hinarbeitet.
Mit «Young Rock» scheint der Actionstar auf witzig-aufrichtige Weise zu versuchen, seine Leichen aus dem Keller zu holen. Scheinbar um sich für seine «jugendlichen Vergehen» – er war als Teenager mehrfach vorbestraft – die politische Absolution zu holen. Wer ein Feuerwerk von Gags erwartet, wird enttäuscht sein: Die Sitcom ist grösstenteils ernster, geht aber auch tiefer als man denkt.
Trotzdem: Es ist einmal mehr alles Gold, was «The Rock» anfasst und der Rückblick auf seine Vergangenheit kurzweilig – auch dank der vier verschiedenen Besetzungen mit ausgezeichneten Nebendarstellern.
Sky Show | Comedyserie | 1. Staffel
Mit Dwayne Johnson, Adrian Groulx, Bradley Constant, Uli Latukefu, Randall Park u. a.
Sympathische Sitcom mit einem Hauch Wahlpropaganda
USA 2021, ab 4. Oktober 2021