Streaming: Sie feierten im Januar Ihren 20. Geburtstag. Gehörte die Geschichte von Christiane F. bei Ihnen auch noch zum Schulstoff?
Michelangelo Fortuzzi: Nein, aber ich kenne einige in meinem Alter, die das Buch tatsächlich in der Schule lasen. Den Namen «Christiane F.» kannte ich aber natürlich und fragte mich schon als 11-Jähriger, von wem da immer wieder gesprochen wird. Zudem hörte ich früher oft Songs von Rapper Sido, der in seinen Songtexten immer mal wieder Bezug auf sie nahm.
Wie haben Sie sich mit der Welt vertraut gemacht, in der Ihre Figur Benno sich bewegt?
Ich hörte lange vor dem Drehstart zigmal das Hörbuch! Und auch danach immer wieder: Wir drehten ja oft in Prag. Auf der vierstündigen Fahrt setzte ich mir jeweils die Kopfhörer auf und fand so jedes Mal wieder einen sehr schnellen Zugang zu Bennos Geschichte.
Die ist extrem heftig. Wie ist es, so etwas zu spielen und dabei zu wissen, dass es Gleichaltrige gibt, die tatsächlich so leben?
Da geht einem natürlich schon vieles durch den Kopf. So eine Geschichte lässt dich nicht kalt. Aber als Schauspieler musst du lernen, dich auch mal abzugrenzen. Du darfst solche Bilder nicht zu nahe an dich ranlassen. Sonst verlierst du dich darin. Zudem wuchs die «Clique» auch hinter den Kulissen zu einem coolen Team zusammen. Das half natürlich, wenn es mal heftig wurde bei einer Szene. Ich hoffe übrigens sehr, dass die Serie – ähnlich wie das Buch – künftig auch ein Stück zur aktuellen Drogenprävention beitragen kann.
Wie gross war bei allen der Respekt, sich an einen weltberühmten Buch- und Filmstoff heranzuwagen?
Dass es Vergleiche geben wird, ist klar. Das gehört dazu. Den einen gefällt vielleicht unsere Version besser, den anderen nicht. Ich persönlich fand den Gedanken, diese Geschichte neu zu erzählen, sehr spannend.
Gibt es eine Szene, die Ihnen ganz besonders in Erinnerung geblieben ist?
(Macht grosse Augen.) Oh ja! Einmal schweben wir ja quasi über der Tanzfläche in der Disco. Dafür wurden wir an Seilen hochgezogen und sollten dann auch noch Saltos machen. Mir ging es an jenem Tag nicht so gut, ich sagte aber nichts. Und hätte mich am Schluss echt fast übergeben.
In «Wir Kinder vom Bahnhof Zoo» spielen sie einen Drogensüchtigen, in «Alles Isy» aus dem Jahr 2018 einen jugendlichen Vergewaltiger. Ich nehme an, eine Rosamunde-Pilcher-Verfilmung wird nie in Ihrer Vita stehen?
Jetzt werden Sie staunen: Meine erste grosse Rolle war in einer Inga-Lindström-Verfilmung. Das weiss allerdings kaum jemand (lacht). Ich habe damals durchaus viel lernen können. Aber Sie haben schon recht, heute geht meine Rollenauswahl tatsächlich in eine etwas andere Richtung.