Ein grausamer Leichenfund erschüttert das Londoner East End. In der Seitenstrasse Longharvest Lane wird ein nackter Mann mittleren Alters aufgefunden. Sein linkes Auge fehlt: Stattdessen klafft eine Schusswunde.
Wer denkt, es handle sich dabei um einen alltäglichen Mordfall, liegt weit daneben. Denn die Leiche wird nicht nur einmal entdeckt, sondern gleich vier Mal – und das über eine Zeitspanne von mehr als hundertfünfzig Jahren.
Im Jahr 1890 ist es der rechtschaffene Detective Inspector Edmond Hillinghead (Kyle Soller), der sich an die Untersuchung des Falles wagt. Verblüfft stellt er fest, dass die zur Eintrittswunde gehörige Austrittswunde fehlt, sich aber im Kopf des Toten keine Kugel befindet. Wie kann das sein?
Der zweite Fund: 1941, mitten in den Kriegswirren, stösst der korrupte Detective Sergeant Karl Whiteman (Jacob Fortune-Lloyd) auf den Toten. Allerdings wird ihm von unbekannter Seite aufgetragen, die Leiche unbemerkt zu entsorgen. Was gehörig schiefgeht.
2023 findet Detective Sergeant Shahara Hasan (Amaka Okafor) den leblosen Körper auf der Strasse. Als sich kurz darauf der Hauptverdächtige vor ihren Augen erschiesst, beginnt sie auf Hochtouren zu ermitteln und gerät dabei selber in Lebensgefahr.
Der letzte Fund ist im Jahr 2053 angesiedelt. Grossbritannien hat sich mittlerweile zu einer Art Pseudo-Demokratie mit rigorosem Staatsapparat entwickelt. Dank der Hilfe einer Künstlichen Intelligenz findet Detective Constable Iris Maplewood (Shira Haas) zu dem Mordopfer – und erlebt eine handfeste Überraschung.
Netflix adaptiert mit der verschwörungsreichen, verwinkelten Miniserie die gleichnamige Graphic-Novel-Reihe des britischen Autors Si Spencer (1961–2021); diese Sammlung zählt zu seinen komplexesten Werken. Die ersten Bilder versprechen ein aufwendig kreiertes Set-Design, das jeder der vier Epochen eine ganz eigene Bildsprache verleiht. So erhalten die Zeitebenen einen grossen Wiedererkennungswert.
Was neben der Bildsprache und dem clever konstruierten Drehbuch für viel Spannung sorgt, sind die Figuren der vier Polizisten. Egal, ob Einzelgänger, korrupter Fanatiker oder herzliche Mutter – Erzählbedarf und Hintergrundgeschichten gibt’s bei allen vieren zuhauf.
Für die Umsetzung der ersten vier Episoden konnte der erfahrene deutsche Regisseur Marco Kreuzpaintner («Der Fall Collini») verpflichtet werden. Die Folgen 5 bis 8 liegen hingegen in den Händen von Haolu Wang, die (ausser einer Episode «Doctor Who») noch keine internationale Serienerfahrung mitbringt.
So verspricht «Bodies» auf jeglichen Ebenen reichlich Spannung. Doch die zentrale Frage bleibt: Was hat es mit dem scheinbar zeitreisenden Toten auf sich?
Netflix | Thriller-Miniserie | 1. Staffel
Mit Shira Haas, Jacob Fortune-Lloyd, Amaka Okafor
GB 2023, ab 19. Oktober 2023