Das Attribut «durchgeknallt» hat selten so gut gepasst wie zum Netflix-Original «The Umbrella Academy». Schon beim Genre kommt man ins Schleudern: Offiziell ist es eine Actionserie. Aber Drama, Sci-Fi und Comedy spielen mit rein, nicht zu vergessen die abgedrehten Musiksequenzen.
Fangen wir vorne an. Im Februar 2019 startete die knallige US-Serie. Darin krallte sich ein mysteriöser Milliardär namens Hargreeves sieben Kinder zur Adoption. Jedes besass eine Superkraft, und Papa Hargreeves formierte aus ihnen die «Umbrella Academy» – eine Superheldentruppe im Teeniealter. Doch sie zerstritten sich und trafen erst 2019 wieder aufeinander, als ihr Vater das Zeitliche gesegnet hatte.
Gemeinsam suchten die nun erwachsenen Kids erst nach Vaters Todesursache, um dann noch die Welt vor dem Untergang zu retten.
Doch wer sind die sieben genau? Da wäre zum Beispiel Luther (Tom Hopper). Er lebte viele Jahre einsam auf dem Mond und überragt alle anderen um mindestens zwei Köpfe. Seine haarige, muskelbepackte Postur verdankt er seinem Vater, der gerne rumexperimentierte. Seine Schwester Allison (Emmy Raver-Lampman) kann die Zukunft verändern, indem sie ein Gerücht streut, das umgehend eintrifft. Diego (David Castañeda) ist ein phänomenaler Messerwerfer, während Nummer fünf (Aidan Gallagher) nicht mal einen richtigen Namen bekam. Dafür beherrscht er die Teleportation.
Der irrste Typ von allen ist Klaus (Robert Sheehan), ein dauerberauschter Junkie, der die Toten sieht und mit ihnen kommunizieren kann. Darum ist auch der verstorbene Bruder Ben (Justin H. Min) stets bei ihm – verwirrend, aber logisch. Es bleibt noch Vanya (Ellen Page), von der man anfangs denkt, sie könne nichts ausser Geige spielen, doch sie hat dermassen Hulk-artige Züge, dass sie es sogar schaffte, den Mond zu spalten.
Exakt in jenem Moment endete Staffel 1. Dumm gelaufen: Die Welt wurde nicht gerettet. Teile des Mondes sind mit der Erde kollidiert. Die Menschheit ist tot – bis auf die Mitglieder der Umbrella Academy – die konnten sich via Zeitreise in die Vergangenheit retten!
Dumm nur, dass alle zu einer anderen Zeit ankommen. Gestaffelt «landen» sie zwischen 1960 und 1963 in Dallas. Hier meinen sie, bis 2019 Zeit zu haben, um die Welt zu retten, doch der nächste Weltuntergang ist nur 10 Tage entfernt. Und vorher gilt es noch das Attentat auf Präsident John F. Kennedy zu verhindern. Wenn man schon mal zur richtigen Zeit am richtigen Ort ist.
Holen wir mal Luft. «The Umbrella Academy» strotzt vor Witz und Action und komplettem Irrsinn. Da gab’s beispielsweise den betagten Schimpansen Pogo, der ein Butler war, und nun wird’s noch bekloppter: Der sprechende Goldfisch namens AJ thront in seinem Aquarium auf dem Hals eines lebendigen, Zigi-rauchenden Kopflosen.
Wer sich so was ausdenkt? Gerard Way, der Sänger der Rockband My Chemical Romance – er ist nebenbei auch Comiczeichner und schuf für Dark Horse Comics die «Umbrella Academy». Kein Wunder, wummert in vielen Szenen stets Unerwartetes aus den Boxen.
Auch neue Bösewichte gibt’s: drei schweigsame, schlecht blondierte Schweden, die schmerzfrei zu sein scheinen. Die passen wie die Faust aufs Glasauge.
«The Umbrella Academy»; Sci-Fi-Actionserie, 2. Staffel Netflix, USA 2020, ab 31. Juli