Gestandene Stephen-King-Fans haben seit dem Rekord-Hit «Es» (2017) womöglich ein Déjà-vu. Wie nach dem Riesenerfolg von «Misery» (1990) wird der Markt mit Adaptionen überschwemmt, jüngst mit «The Outsider» (Review siehe Streaming-Heft Nr. 12/2020).
«The Stand», Kings längster Roman, löst ein zusätzliches Déjà-vu aus: 1994 erschien die Erstverfilmung als Vierteiler, nun kommt das Epos brandneu auf Starzplay (und Sky Show) – in neun einstündigen Episoden. So viel Zeit muss bei der Adaption eines Buches, das in der deutschen Übersetzung über 1700 Seiten hat, wohl auch sein.
Die Ausgangslage ist ungemütlich aktuell: Das Virus «Captain Trips» rafft innert Monaten den Grossteil der Weltbevölkerung dahin. Nur die wenigen, die dagegen immun sind, überleben. Unter den letzten Menschen der USA bilden sich zwei Lager. Die einen folgen der 108-jährigen «Mutter» Abagail (Whoopi Goldberg), die das Gute verkörpert; die anderen schliessen sich Randall Flagg (Alexander Skarsgård) an, der das Böse repräsentiert. Die Spaltung gipfelt in der letzten Schlacht um die Menschheit.
Epidemien sind beliebter Ausgangspunkt von Serien, so zum Beispiel in «The Walking Dead» und «The Strain». Daher ist dies auch nicht das eigentlich Spannende hier. Was die Serie, die drei Folgen braucht, um alle Hauptfiguren einzuführen, so packend macht, ist der Bezug auf das gespaltene Amerika von heute.
Auf der einen Seite sind da die «Guten» wie der bodenständige Texaner Stu (James Marsden) und der desillusionierte Musiker Larry (Jovan Adepo), die ihre Interessen für das Gemeinwohl zurückstellen; auf der anderen Seite die «Bösen» wie der frustrierte «Incel» Harold (Owen Teague) und Femme fatale Nadine (Amber Heard), die ihre dunkle Seite im Chaos voll ausleben.
Dadurch funktioniert die Neuverfilmung von «The Stand» als postapokalyptisches Spektakel ebenso prima wie als gesellschaftspolitischer Kommentar.
Starzplay / Sky Show | Miniserie | USA 2020
Mit James Marsden, Jovan Adepo, Amber Heard u. a.Showrunner: Josh Boone
Pandemiehorror als Spiegel der Gesellschaft: mitreissend!
seit 3. Januar