The Old Man – Sein letzter Fight

Es ist bei Bruce Willis genauso passiert wie bei Nicolas Cage oder Jean-Claude van Damme: Arrivierte Actionstars werden in fortgeschrittenem Alter durch frisches Blut ausgetauscht, verpassen den richtigen Zeitpunkt zum Rückzug – und produzieren einen Filmflop nach dem anderen. Umgekehrt hat ein Liam Neeson («96 Hours»; «The Ice Road») bewiesen, dass man auch zum Actionhelden reifen kann.

Das gilt ebenfalls für Jeff Bridges, der mittlerweile stolze 72 Jahre alt ist. In «The Old Man» spielt er den Ex-CIA-Agenten Dan Chase, der damals im Afghanistan-Krieg auf eigene Faust den Kampf gegen russische Invasoren unterstützte. Nun lebt er seit 30 Jahren unbehelligt in der US-amerikanischen Pampa. Als ihm eines Nachts ein Eindringling an die Gurgel will, ist für Dan klar: Die Vergangenheit hat ihn eingeholt, er muss fliehen.

Sein Gegner ist kein Geringerer als FBI Assistant Director Harold Harper (John Lithgow) – sein ehemaliger Mittelsmann. Auch der möchte lieber, dass die Vergangenheit ruht, sieht er doch seinen eigenen Posten bedroht.

Die Konstellation zweier sich bekämpfender Schwergewichte ist in ihren Grundzügen nicht neu. Was «The Old Man» von anderen Versionen abhebt, ist vor allem die erstklassige Besetzung. Jeff «The Dude» Bridges verleiht dem kantigen Helden die nötige Ernsthaftigkeit und trägt auch dialoglose Sequenzen souverän.

Ihm gegenüber verkörpert John Lithgow den kurz vor dem Ruhestand stehenden Justizbeamten mit viel menschelnder Authentizität. Die beiden Schauspiel-Urgesteine im Direktduell: eine Augenweide. Ausserdem überzeugt auch Alia Shawkat («Arrested Development») als Hapers Protegée mit undurchsichtigen Absichten.

Ein weiteres Alleinstellungs-Merkmal von «The Old Man» ist das hohe Alter der Protagonisten – auch wenn es die Glaubwürdigkeit des sich heftigst prügelnden Personals etwas schmälert. Doch der raffiniert konstruierte Plot und die düster-gesetzte Inszenierung entschädigen allemal. Eine zweite Staffel ist denn auch schon bestellt.