Ein Mittvierziger mit Kopfhörern schlendert durch Paris und hört anmutige Musik. Als hinter ihm plötzlich aufgescheuchte Menschengruppen auftauchen und er angerempelt wird, zieht er die Kopfhörer runter. Die Musik weicht panischem Geschrei, Sirenen und Gewehrsalven.
Es ist der 13. November 2015, und in der Hauptstadt Frankreichs nimmt gerade der grösste Terroranschlag in der Geschichte des Landes seinen Lauf.
Instinktiv ergreift auch der Mann die Flucht und spurtet ziellos durch die nächtlichen Gassen von Paris. Da er orientalisch aussieht, dauert es nicht lange, bis er von Polizisten aufgegriffen und als Tatverdächtiger festgehalten wird.
Dabei hätte alles anders kommen sollen. Der erfolgreiche israelische Musiker Avshalom (Eli Ben-David) ist gerade erst mit seiner Frau Annabelle (Héloïse Godet) und dem gemeinsamen Sohn nach Paris gezogen. Annabelle wurde als Attaché von der israelischen Botschaft angeheuert. Und Avshalom hoffte, in der Stadt der Liebe seine Musikerkarriere voranzutreiben. Doch das vermeintliche Traumjahr im Ausland verwandelt sich für das Ehepaar in einen Albtraum – mit einer Ehekrise statt romantischer Stimmung.
Als wäre das nicht genug, wird Avshalom auch noch von seinen Musikerkollegen aus der Heimat verstossen, und seine Schwiegereltern halten ihn für einen Versager. Auch der eigene Sohn wendet sich zwischendurch von ihm ab.
Wie lebt es sich also als Jude marokkanischer Abstammung in einer westeuropäischen Stadt, die von Islamisten gerade auf übelste Weise attackiert wurde? Vieles dreht sich um Avshaloms Erfahrungen als Einwanderer in ein Land, in dem Menschen seines Aussehens unter Generalverdacht geraten.
Da erscheint es geradezu grotesk, dass er selber hinter jedem arabisch aussehenden Mann auf der Strasse einen Attentäter vermutet.
Und Annabelle? Sie muss mit wachsendem Kummer zusehen, wie sich ihr Mann in der neuen Heimat aufreibt und dabei ihre Ehe bachab geht. Und irgendwann erkennt sie, dass auch ihre eigene Karriere gefährdet ist, weil ihre Chefin sie je länger, je mehr schikaniert.
Der Plot überrascht aber auch mit komischen Momenten. Etwa, wenn Avshaloms zerstreuter und temperamentvoller Vater zu Besuch kommt und alles auf den Kopf stellt.
Oder die Sache mit der Sprache! Avshalom spricht kein Französisch, was nicht weiter tragisch wäre. Doch leider kommt er auch mit seinen bescheidenen Englischkenntnissen in Paris nicht weit, weil nicht einmal die Lehrer seines Sohnes viel mehr als ein paar Brocken reden und verstehen. Das erzeugt viele chaotisch-komische Momente.
Die zehnteilige Politdramaserie erzählt das Schicksal der durchaus charmanten Figuren sehr feinfühlig. Als Zuschauer spürt man den autobiographischen Charakter: Die Geschichte basiert lose auf der Lebensgeschichte des Serienschöpfers Eli Ben-David, Drehbuchautor, Regisseur und Hauptdarsteller in einem.
Er schrieb «The Attaché» in Anlehnung an seine Erlebnisse als Ehemann einer Botschaftsangehörigen im Umfeld der terroristischen Anschläge in Frankreich im Jahr 2015.
Sky Show und Starzplay zeigen «The Attaché» ab 14. März im Wochenrhythmus.
Sky Show & StarzPlay | Politdramaserie | 1. Staffel | ISR 2020
Mit Eli Ben-David, Héloïse Godet, Ilay Lax; Regie und Drehbuch: Eli Ben-David
Der Terroranschlag in Paris aus einem anderen Blickwinkel
ab 14. März