Schmutzige Geschäfte um Drogen, Geld und den Einfluss in Rom: In einer Küstenstadt nahe der italienischen Kapitale eskaliert der Streit um ein Stück Land zum zermürbenden Kampf. Involviert sind ein Parlamentarier, ein Mafioso, das Mitglied einer einflussreichen Familie sowie ein junger Eventmanager. Klar, dass bei diesem Gemenge aus Korruption, Drogen und Geldwäscherei auch dem Vatikan der Heiligenschein vom Haupt gerissen wird.
Die erste italienische Netflix-Serie, die 2017 aus der Taufe gehoben wurde, basiert auf dem gleichnamigen Roman (2013) bzw. dem Spielfilm (2015), setzt allerdings einige Jahre zuvor ein. Nach der wendungsreichen letzten Folge der 2. Staffel kehrt nun die unheilige Dreifaltigkeit Kirche, Staat und Verbrechen mit einem epischen Schlussakkord zurück. Und wie andere Produktionen hat auch «Suburra» – coronabedingt – Verspätung. Viel ist über die Eskapaden der 3. Staffel noch nicht durchgesickert, was Raum für Spekulationen bietet. Dafür muss die Ausgangslage analysiert werden, womit die folgenden Zeilen mit einer expliziten Spoilerwarnung versehen sein sollen!
Der Politiker Amedeo Cinaglia (Filippo Nigro) ergatterte mit dem knappen Sieg bei den Wahlen dank den Rechten seinen Platz im Kapitol. Derweil ertrug es der Commissario Lele (Eduardo Valdarnini) nicht, dass er sich in die mafiösen Machenschaften reinziehen liess und sogar zum Mörder wurde. Folge: Er nahm sich das Leben. Und ganz am Schluss der letzten Folge erwachte Manfredi Anacleti (Adamo Dionisi), Oberhaupt des Zigeuner-Clans, aus dem Koma. All das bringt das Kräfteverhältnis zwischen den Widersachern wieder aus dem Gleichgewicht. Einiges deutet darauf hin, dass in diesem letzten Kapitel der Kampf um die Eroberung Roms ausgetragen wird – offener und rücksichtsloser als jemals zuvor. Ein «Jubiläum» verführt die mafiösen Banden der Stadt dazu, sich neue illegale Geschäfte um Geld und Macht zu erschliessen. Und Cinaglia mischt an vorderster Front mit. «Es geht um mehr Kohle, als ihr je gesehen habt, und ich kann euch da reinbringen», verspricht er den Nachwuchsgaunern Spadino (Giacomo Ferrara) und Aureliano (Alessandro Borghi), die ihm dabei allerdings eine Knarre vors Gesicht halten.
«Suburra» lehrt die Zuschauer das Fürchten, schafft es aber zugleich, stets eine Prise Italianità zu versprühen. Dafür sind nicht nur die beschaulichen Plätze und Ruinen vor römischer Kulisse verantwortlich: Wenn etwa der kriminelle Unternehmer Samurai (Francesco Acquaroli) auf dem Motorrad bei seiner Lieblings-Caffetteria vorfährt und dort im Strickjäckchen seinen Cappuccino schlürft, würde man sich am liebsten dazusetzen und ein paar Cantuccini bestellen. Selbst im Wissen, dass Samurai kurz zuvor einem hochrangigen Geistlichen den Schädel zertrümmert hat.
Übrigens nutzte der 34-jährige Shootingstar Alessandro Borghi (Aureliano) «Suburra» als Sprungbrett: In der britisch-italienischen Finanzthriller-Serie «Devils» (Sky Show) ergatterte er eine Hauptrolle. Der Römer brilliert dort mit einem nahezu lupenreinen britischen Englisch.
Netflix; Mafiaserie, 3. Staffel, I 2020
Mit Alessandro Borghi,Francesco Acquaroli, Filippo Nigro, Giacomo Ferrara
Düsterer Showdown um illegale Machtkämpfe