Auch wenn Südkorea im Vergleich zum nördlichen Nachbarn wirtschaftsfreundlicher ist: Kapitalismuskritik hat in der Unterhaltung eine lange Tradition – vom Klassiker «The Housemaid» (1960) bis hin zum letztjährigen Oscargewinner «Parasite». Und diese Kritik kann durchaus plakativ ausfallen. Wie in der Serie «Squid Game».
Darin absolvieren 456 verarmte und ausgestossene Menschen Kinderspiele zur Ergötzung reicher Zuschauer. Den Siegern winken Unsummen Geld, allen anderen der Tod. Denn wer die Spiele nicht meistert, wird von den maskierten Wachen einfach erschossen.
Hauptfigur ist der Loser Gi-hun (Lee Jung-jae), doch etliche andere Charaktere wie ein gefallener Manager, eine nordkoreanische Immigrantin oder ein niederer Mafiaboss bekommen ihr Gewicht. Sie alle kämpfen ums Überleben, und das enthüllt die besten, aber auch die schlimmsten Seiten der Menschen.
Ganz besonders gut gelungen etwa die Episode «Gganbu», in der die verbliebenen Teilnehmer gegeneinander Murmeln spielen müssen. Ein simples Gerüst, das einige richtig traurige Szenen ermöglicht.
Die Idee der Todesspiele ist sicher nicht neu, vor allem das benachbarte Japan hat damit reichlich Erfahrung ( jüngst etwa bei der Net-flix-Serie «Alice in Borderland»). Doch Serienschöpfer Hwang Donghyuk macht keinen Hehl aus seiner Inspiration. Und seine Interpretation des Themas ist genau der richtige Mix aus Spannung, Gefühl und überraschenden Wendungen – trotz einiger Unglaubwürdigkeiten.
Selbst Netflix dürfte aber überrascht gewesen sein, wie gut das ankam. Nach dem Start wurde «Squid Game» zur erfolgreichsten nichtenglischsprachigen Serie des Anbieters. Wenig später stiess sie gar «Bridgerton» vom Thron der erfolgreichsten Netflix-Serie überhaupt.
Netflix | Thrillerserie | 1. Stf.
Mit Lee Jung-jae, Park Hae-soo, Wi Ha-joon, Oh Young-soo; Showrunner: Hwang Dong-hyuk
Unterhaltsam, emotional und mit deftiger Sozialkritik
COR 2021, verfügbar