Aufstieg zur Lachnummer

Die Hafenstadt Blackpool im Nordwesten Englands erlangte im 18. Jahrhundert Rang und Namen als Seebad für die britische Oberschicht. Später wurde sie zum Ferienziel der Arbeiterklasse und ist heute der Inbegriff für billigen Binnentourismus.

Seit einigen Jahrzehnten zählt Blackpool nun sogar zu den ärmsten Städten in Grossbritannien und wird als sozialer Brennpunkt eingestuft. Zu Deutsch: ein richtiges Loch. Kein Wunder, hat Barbara Parker (Gemma Arterton) genug davon.

Wir schreiben das Jahr 1964, Barbara wird zur Miss Blackpool gekrönt. Doch kaum wird ihr die Krone aufgesetzt, merkt sie: Sie hält es hier nicht mehr aus. Also verlässt sie die langweilige Küstenstadt Hals über Kopf in Richtung London. Ihr Ziel: im Showbusiness durchzustarten.

Doch aller Anfang ist schwer. Erst als sie den Theateragenten Brian Debenham (Rupert Everett mit zum Schreien komischer Perücke) kennenlernt, wird sie zu ersten Castings aufgeboten. Und tatsächlich ergattert sie – mit etwas Glück und Schwindelei – die Hauptrolle in einer neuen Comedyshow. Dort zeigt sich, dass Barbara weniger das Zeug zur Schauspielerin hat, sondern vielmehr als Ulknudel überzeugt. Und sie erfährt am eigenen Leib, dass das Showbusiness auch Schattenseiten hat.

Dass sich Romane von Nick Hornby wunderbar verfilmen lassen, wurde bereits mehrfach bewiesen («High Fidelity», «About a Boy», «Juliet, Naked» etc.). «Funny Woman» (als Buch «Funny Girl») bildet da keine Ausnahme und reiht sich nahtlos in die Liste gelungener Hornby-Adaptionen ein. Dafür sorgt zuallererst eine erstklassige Besetzung. Gemma Arterton mimt das naive, aber talentierte Provinzgirl mit einer umwerfenden Selbstverständlichkeit, beweist dabei ihr Slapstick-Talent und liefert schmissige One-Liner ab.

Doch auch das Männer-Sextett um sie herum überzeugt: Rupert Everett als schmieriger Agent; Tom Bateman als egozentrischer Co-Hauptdarsteller; Leo Bill und Matthew Beard als Drehbuchautoren-Duo, das sich blind versteht; Arsher Ali als überkorrekter Produzent; und schliesslich David Threlfall als stolzer, herzinfarktgefährdeter Papa.

Unter der Regie von Oliver Parker («Swimming with Men») lässt das Ensemble die Swinging Sixties lebendig werden. Sie hüllen sich in zeitgemäss farbige Kleider, tändeln durch verrauchte Untergrund-Bars und (zumindest die Damen) greifen auf viel Haarspray zurück. Alles in allem bietet die Miniserie abwechslungsreiche Unterhaltung und spannende Einblicke in die (fiktive) TV-Welt der 1960er-Jahre.