Es ist hart, wenn die Lieblinge sterben. So sehr hat man sich etwa an Ned Stark, Derek Sheperd oder Walter White gewöhnt. Beim Serienfinale angelangt, ist man sowieso gezwungen, Abschied von der fiktiven Ersatzfamilie zu nehmen.
Das Ableben macht oft die ganze emotionale Wucht eines Lebens sichtbar. Drehbuchautor Alan Ball («American Beauty») hat dem Sterben vor 20 Jahren die Serie «Six Feet Under» gewidmet und damit einen Grabstein, pardon: Meilenstein moderner TV-Unterhaltung gesetzt.
Ein beiläufiges Aneurysma, ein spontaner Hieb mit der Bratpfanne, ein zu grosser Bissen im Hals: Wie vielfältig gestorben wird, sehen wir im Prolog jeder Episode. Schliesslich landen die Leichen immer im Bestattungsinstitut der Familie Fisher, dem Herzstück der Serie.
Als Erster muss Patriarch Nathaniel sein Leben lassen, er wird im Geschäftsauto – selbstverständlich ein Leichenwagen – vom Bus erfasst.
Mit dem plötzlichen Tod des Vaters eröffnet sich ein intimer Blick auf eine verwundete Familie: Witwe Ruth, die erwachsenen Söhne Nate und David («Dexter»-Darsteller Michael C. Hall), sowie Teenie-Tochter Claire. Während 63 Folgen seziert «Six Feet Under» die tiefsten Schichten seiner Protagonisten und rüttelt an der Fassade eines amerikanischen Mittelklasse-Haushalts.
Heikle Gesellschaftsthemen werden dabei nuanciert zu Tage gebracht– mal tragikomisch, mal bitterernst, immer sehr berührend.
In den frühen Nullerjahren war «Six Feet Under» eine Ausnahmeerscheinung. Denn punkto Ästhetik, Charakterentwicklung und Produktionsaufwand orientierte sich die Serie am grossen Bruder Kinofilm.
Ob wir dies im heutigen Streaming-Schlaraffenland noch zu schätzen wissen? 2001 setzte «Six Feet Under» jedenfalls neue Massstäbe mit differenzierten Charakteren, Geschichten und literweise Einbalsamierungs-Flüssigkeit.
Sky Show | Dramaserie | 5 Staffeln | USA 2001–2005
Mit Frances Conroy, Peter Krause, Michael C. Hall, Lauren Ambrose, Rachel Griffiths
Familiensaga mit Galgenhumor und Tiefgang
verfügbar