Spätestens der Ausstieg von Emmy Rossum als Fiona Gallagher am Ende der neunten Staffel von «Shameless» führte zu sinkenden Zuschauerzahlen. Damit nicht genug: Die Corona-Pandemie sorgte für eine Drehverzögerung der finalen elften Staffel. Immerhin gab das dem Autor John Wells die Möglichkeit, die Handlung den aktuellen Lebensumständen anzupassen.
Die erste Folge der neuen Staffel startet denn auch provokativ mit Frank (William H. Macy) am Pissoir: «Hey Leute, wo seid ihr gewesen? Zu Hause auf euren Hintern gehockt? Mit viel Social Distancing und 20 Mal Händewaschen pro Tag? Wir Arbeiter riskieren unser Leben, damit ihr Klopapier habt. Was für ein Haufen Weicheier!» Versteht sich von selbst, dass Frank nach dem Verlassen des Klos die Hände nicht waschen wird – und damit all seinen alten Gewohnheiten treu bleibt.
Es folgt eine ungewöhnliche, aber schön ironische Rückblenden-Collage über die Bedeutung der irischen Einwandererfamilie Gallagher für die Stadt Chicago, bis die Handlung Aktuelles fortsetzt: Frank wird mit seiner Sterblichkeit konfrontiert. Die frisch vermählten Schwulen Ian und Mickey kämpfen schon mit ersten Eheproblemen, und die Gentrifizierung der South Side von Chicago schreitet wacker voran.
Aber alles ist mal wieder so abgefuckt und politisch inkorrekt, dass es eine wahre Freude ist. Vielleicht lassen sich ja mit dieser schrägen «Shameless»-Schlussrunde einige abgewanderte Fans zurückgewinnen.
Prime Video | Dramedyserie | 11. Staffel
Mit: William H. Macy, Jeremy Allen White u.a.
USA 2022, ab 24. Februar 2022