Das Original von Ingmar Bergman wurde 1973 für eine Scheidungswelle verantwortlich gemacht. Die Neuauflage von «Scenes from a Marriage» könnte insbesondere wegen der Pandemie einen ähnlichen Effekt erzielen. Denn Jessica Chastain und Oscar Isaac zeigen erschreckend realistisch, wie eine Partnerschaft langsam, aber unaufhaltsam zerbricht.
In der Miniserie führen Jonathan (Isaac) und Mira (Chastain) seit zehn Jahren eine scheinbar perfekte Ehe. Er ist Uni-Professor für Philosophie und hat die Hauptverantwortung für die gemeinsame Tochter Ava (Lily Jane) – eine Rolle, die ihm zu schaffen macht. Mira ist Vizepräsidentin einer Tech-Firma und die Hauptverdienerin der Familie. Sie wird von Schuldgefühlen geplagt, weil sie als Mutter nur wenig Zeit für ihr Kind hat. Beide Eheleute haben eine feste Alltagsroutine – meist ohne den Partner.
Als Mira zugibt, nicht mehr glücklich zu sein, fällt die Ehe-Fassade wie ein Kartenhaus zusammen. Es folgen Rückblenden auf Ereignisse, die zum kritischen Punkt geführt haben – Episoden von sexueller Leidenschaft, Misstrauen (beide werfen sich Seitensprünge vor) und sogar handgreiflichen Streits.
Die Serie lebt von der unglaublichen Chemie zwischen den beiden Hauptdarstellern, die im wahren Leben seit dem College befreundet sind. Das machte den Dreh für Chastain aber härter, wie sie «Streaming» verriet: «Es ist ein Segen, wenn man dem Co-Star total vertrauen kann. Doch es ist auch ein Fluch, weil ich immer im Hinterkopf hatte, Oscar bloss nicht unabsichtlich zu verletzen.»
Isaac hofft auf einen positiven Effekt für Paare in ähnlicher Lage: «Vielleicht erkennen einige, dass ihre Partnerschaft in der Sackgasse ist. Und dass man eine Art der Liebe sterben lassen muss, um eine wahrere Liebe zu erreichen.» Klingt nach Neuanfang. Oder Scheidung.
Sky Show | Dramaserie | 1. Stf.
Mit Jessica Chastain, Oscar Isaac, Sophia Kopera
Inhaltlich ok, mimisch top
USA 2021, ab 19. November 2021