Glücklich waren nur wenige: Vor zwei Jahren startete mit «Die Ringe der Macht» eine teuer produzierte Vorgeschichte von «Der Herr der Ringe». Während die für Grossprojekte typische, künstlich heraufbeschworene Aufregung um dunkelhäutige Darsteller oder starke Frauenfiguren getrost ignoriert werden kann, blieb auch andere Kritik nicht aus.
So haben Fans des Schaffens von J.R.R. Tolkien nämlich schnell realisiert, dass die Showrunner nur wenig vom Geist des englischen Autors aufleben lassen und sich möglicherweise sogar absichtlich davon entfernt haben. Reguläre Serienfans wiederum fanden heraus, dass die Serie zwar stattlich aussieht – kein Wunder bei dem Budget –, aber oft leblos daherkommt. Kein Vergleich zu der zeitlosen Kinotrilogie, die uns Peter Jackson in den Jahren 2001–2003 beschert hat.
Und der Rechteinhaber Amazon schliesslich war auch nur bedingt happy. Denn angeblich schalteten zwar 100 Millionen Amerikanerinnen und Amerikaner bei der Serie ein – aber laut des Branchenblatts «Hollywood Reporter» waren am Ende dieser ersten Staffel nur gerade noch 37 Prozent des Publikums dabei. Kein gutes Zeichen! All dem zum Trotz rollt nun die zweite Staffel an. Erste Anzeichen stimmen zuversichtlich, dass sie das Ruder herumreissen könnte.
Die Geschichte setzt ein, nachdem der Mensch Halbrand sich als Oberbösewicht Sauron (Charlie Vickers) entpuppt hat. Nun schlüpft er in die Gestalt eines Elbs namens Annatar und versucht, ein weiteres Volk zu täuschen. Und er greift mit Hilfe von Ork-Horden und Krieg offener nach Macht. Ihm stellen sich Menschen, Zwerge und die Elben entgegen, nicht zuletzt die junge Galadriel (Morfydd Clark).
Dem letzten Trailer nach zu urteilen, gehen die Showrunner diesmal deutlich stilsicherer vor. Die Bilder erscheinen düsterer und weniger künstlich, die Figuren kommen nicht mehr so proper rüber, ja selbst Frisuren und Perücken sitzen besser. Während bei Staffel 1 noch betont wurde, man wolle sich abheben von der Welt, die Peter Jackson geschaffen hat, erinnert der Look hier wieder fast an «Der Herr der Ringe».
Und selbst das eine oder andere Zückerchen gibt’s. So wird zum Beispiel der singende Waldbewohner Tom Bombadil auftauchen, der es nicht in Jacksons Trilogie geschafft hat (ein Umstand, der bis heute viele Fans betrübt). Als Darsteller kommt Rory Kinnear («Men») zum Zug.
Die Serie, die lose von Textpassagen aus Tolkiens «Silmarillion» inspiriert ist, soll insgesamt fünf Staffeln lang laufen. Wenn die Qualität nun tatsächlich kontinuierlich anzieht, besteht durchaus die Chance, dass doch noch etwas Grosses daraus erwächst. Und damit mehr Tolkien-Kenner, Fantasyfans und auch Amazon-Buchhalter glücklich macht.
Prime Video | Fantasyserie | 2. Staffel
Mit Morfydd Clark, Charlie Vickers, Charles Edwards
USA 2024, ab 29. August 2024