Der Teufel läuft barfuss

Als der blutjunge Chef der App-basierten Spielefirma CompWare stirbt, steht schon anderntags sein Nachfolger im Büro: Er heisst Regus Patoff (Christoph Waltz) und sieht seine Aufgabe primär darin, die Leistung der Mitarbeitenden und somit auch die Effizienz innerhalb des Unternehmens zu steigern.

Seine Methoden, um die Firma aus der Krise zu holen, sind allerdings ziemlich unorthodox. So scheint er nie zu schlafen, weckt seine Angestellten auch mal mitten in der Nacht auf oder zwingt sie zu seltsamen Kapriolen wie etwa Barfusslaufen im Büro. Da niemand seinen Job verlieren möchte, machen alle munter mit.

Doch im Innern brodelt es. Und obwohl einige Patoffs radikale Veränderungen im Betrieb als äusserst mühsam empfinden und den neuen Chef nicht ganz ernst nehmen, gewinnt er an Macht. So nimmt das Unheil seinen Lauf.

Nachdem Serien wie «The Office» oder «Stromberg» den Büroalltag ironisch und satirisch beleuchtet haben, kommt nun die mysteriöse Variante. Und die funktioniert perfekt. Wohl die meisten Arbeitnehmenden werden die eine oder andere Situation nachempfinden können, wenn der Chef mal mürrisch, mal verschlossen, mal mies gelaunt oder krass ergebnisorientiert handelt.

Der zweifache Oscarpreisträger Christoph Waltz ist wie geschaffen für die Rolle des teuflischen Firmenchefs. Mit seiner egozentrischen Art und seinem maliziösen Lächeln reisst Regus Patoff die Leitung von CompWare an sich und entledigt sich seelenruhig jeder Person, die sich seinem strengen Regime nicht beugen will. Wer mehr über die Identität des geheimnisvollen Herrn Patoff herausfinden möchte, scheitert bereits an dessen Namen. So leitet sich dieser direkt von der gängigen Abkürzung «Reg. U.S. Pat. Off» ab;  diese drückt aus, dass ein Produkt patentiert und markengeschützt ist. Sonstige Spuren von ihm im Netz finden sich keine.

Immer mehr entwickelt sich zwischen Patoff und dem CompWare-Team um Craig (Nat Wolff), Elaine (Brittany O’Grady) und Patti (Aimee Carrero) eine unheilvolle Beziehung, wobei die Belegschaft so manche Grenze überschreiten muss, um sich zu beweisen. Denn unter Regus Patoffs Ägide steht für sie bald nicht mehr nur 
der Job auf dem Spiel, sondern ihr eigenes Leben.

Die brillante Thrillerserie «The Consultant» basiert auf dem gleichnamigen Roman des US-Autors Bentley Little (62). Dieser verzichtet weitgehend auf plumpe Schockeffekte, sondern baut eine subtile Spannung auf, der man sich nur schwer entziehen kann. Inhaltlich rechnet Little mit externen Beraterfirmen ab, welche sich oft wie Heuschrecken in einer Firma einnisten, massiven Jobabbau betreiben und sogenannte Restrukturierungsmassnahmen beschliessen, ohne sich auch nur ansatzweise um die bisherige Firmenkultur zu kümmern.

Ob man diese «Terminatoren» gleich mit dem Teufel in Verbindung bringen will, sei jedem Seriengucker selbst überlassen. Das Suchtpotenzial von «The Consultant» ist jedenfalls enorm. Kein Wunder, dass die acht rund dreissigminütigen Episoden der ersten Staffel auf Prime Video wie im Flug vergehen.