Alles begann an einem Weihnachtstag vor einigen Jahren: Der Westschweizer Showrunner und Regisseur Bruno Deville starrt auf einen stillstehenden Skilift inmitten grüner Wiesen. Da kommt ihm die Idee einer Dramaserie, die in den Bergen spielt und nicht nur von den Leuten und ihren persönlichen Nöten erzählt, sondern darüber hinaus jene Auswirkungen einflechten soll, die das fortwährende menschliche Eingreifen in die Natur hat. Das Ergebnis: «Espèce menacée» (zu Deutsch: «Die Letzten ihrer Art»).
Schauplatz ist das fiktive Alpendorf Excelsior, das durch den Klimawandel und das Abschmelzen eines Gletschers bedroht ist. Im Brennpunkt stehen Tiffany (Emilie Charriot) und Victor (Vincent Veillon). Das Paar hat beschlossen, seine Beziehung zu öffnen, um sie aus der Krise zu retten. Doch Victor quält die Vorstellung, dass sich Tiffany sexuell mit anderen Männern einlässt. Dabei benötigt der ehemalige Bergführer gerade sämtliche positive Energie in seiner neuen Funktion als Lebenscoach für Männer, die ihre «toxische Männlichkeit» abstreifen möchten.
Tiffany, die im örtlichen Tourismusbüro arbeitet, feiert derweil den Polterabend einer langjährigen Freundin. Doch ein Glaziologe verfolgt sie und stört ihre Partylaune wiederholt, indem er sie mit Nachdruck auffordert, das Dorf Excelsior evakuieren zu lassen. Als Grund nennt er einen Gletscher, der oberhalb des Dorfes abzubrechen droht.
Dann ist da noch Victors Bruder Virgile (Vincent Kucholl; «Bon Schuur Ticino»). Der Ex-Freeride-Champion von Excelsior betreibt einen maroden Club, ist hoch verschuldet und daher auch in dubiose Geschäfte verwickelt.
«Wenn man tief in der Misere steckt, ist Lachen eine Rettung.»
Regisseur Bruno Deville
Als sich die Drehbuchautoren ans Schreiben dieses Sechsteilers machten, schwebte ihnen etwas vor, das in naher Zukunft spielt. Mitten im Prozess erkannten sie dann, dass die Realität die Fiktion eingeholt hat und die Handlung problemlos ins Heute transportiert werden kann. So bilden der Klimawandel und die Ausbeutung der Natur die ökologischen Grundthemen, die mit den Sorgen und Problemen der Protagonisten angereichert werden: Die Alpen werden zur Bühne von Naturgewalten und zum Anlass, existenzielle Fragen zu stellen.
Dass hie und da Momente der Komik aufblitzen, mag zu Beginn befremden. Doch der Humor war laut Regisseur Bruno Deville ganz wichtig: «Wir hatten guten Grund, das Drama von komischen Elementen durchziehen zu lassen. Wenn man tief in der Misere steckt, ist Lachen schliesslich eine Rettung.» Um diese (durchaus gelungene) Gratwanderung zu meistern, wurden für die Produktion Komiker engagiert, die in der ganzen Westschweiz bekannt sind.
Was man vielleicht kritisieren kann, ist die etwas überhastete Einführung der zahlreichen Figuren. Doch wer Geduld hat, wird belohnt. «Die Letzten ihrer Art» ist ab dem 10. August auf Play Suisse abrufbar. Allerdings wird die Serie nach 30 Tagen wieder von der Plattform runtergenommen.
Play Suisse | Dramaserie | 1. Staffel
Mit Emilie Charriot, Vincent Veillon, Vincent Kucholl
CH 2024, ab 10. August 2024