Vom Bauernsohn zum Multimilliardär. In den 1980ern baut sich der Kolumbianer Pablo Escobar durch Kokainhandel ein Imperium auf und gelangt zu unermesslichem Reichtum. Während der fürsorgliche Familienvater mit Wohlstandsbäuchlein in seiner Heimat noch als eine Art Robin Hood gefeiert wird (er baut Schulen, engagiert sich sozial), gilt er in den USA bereits als gefährlicher Terrorist.
An Escobars (1949–1993) Vita haben sich viele Kino- und TV-Produktionen versucht. Mit «Narcos» wagte sich auch Netflix an diesen Stoff. Richtig guter Stoff: Die Serie erzählt den Aufstieg des Drogenbarons (Wagner Moura) streckenweise dokumentarisch, mengt aber auch reichlich fiktionale Elemente bei.
Mit Escobars Bleitod endet seine Geschichte. Aber wozu aufhören, wenn’s doch grad läuft wie geschmiert? Also rang sich Netflix durch, sich in einer 4. Staffel des Lebens eines anderen Drogenbarons anzunehmen. Schliesslich gab es die im Südamerika der 80er wie Sand am Meer. Und mit dem Titel «Narcos» (spanische Kurzform für Dealer) liess sich bequem weiterfahren.
Miguel Ángel Félix Gallardos Leben erschien spannend genug, um es fiktional umzusetzen. Er war in den 80ern Mitbegründer des Guadalajara- Kartells und beherrschte den Kokain-Schmuggel in Mexiko. Weil man aber mit Gallardo Kolumbien verliess und nach Mexiko zog, wurde aus der 4. Staffel «Narcos» kurzerhand das Spin-off «Narcos: Mexico».
In der ersten Staffel baut Gallardo sein Imperium auf, in der zweiten ist er damit beschäftigt, das Sagen zu behalten, sein Reich zu vergrössern und die Auswirkungen seiner Betrügereien auszugleichen.
Als die Spannungen zwischen den verschiedenen «Plazas» seines Kartells zunehmen, verliert er immer mehr die Kontrolle. 1989 wird Gallardo schliesslich gefasst und zu 40 Jahren Gefängnis verurteilt, die er noch heute in einem mexikanischen Hochsicherheitsgefängnis verbüsst.
Die dritte und letzte Staffel erreicht die 90er und bietet ideale Voraussetzungen, total zu entgleisen. Jetzt, wo Gallardos Traum und Vision nicht mehr alle zusammenhält, entbrennt ein gnadenloser Machtkrieg zwischen den Verbliebenen, von denen viele Gallardos Platz einnehmen wollen. Ein von Netflix veröffentlichter Trailer kündigt jedenfalls einen wahren Gewaltreigen an.
«Narcos: Mexico» lief bislang unwesentlich minder erfolgreich als sein Vorgänger. Man sollte sich nach ein paar gebingten Folgen aber eine Pause gönnen. Die Coolness und Abgebrühtheit all der schnauzbärtigen mexikanischen und hispanischen Herren mit ihren überlangen Namen können schon mal zu viel werden.
Netflix | Dramaserie | 3. Staffel Mit Benito Antonio Martínez Ocasio, Scoot McNairy, Alfonso Dosal, Bobby Soto, Manuel Masalva, José María Yazpik u. a.
Exzesse & Explosionen à gogo
MEX/USA 2021, ab 5. November