Machtgier, Neid & Lügen

Gott sei Dank ist Corona vorbei. Die Pandemie hat allen zugesetzt, nicht zuletzt auch den Film- und Serienproduktionen weltweit.

Auch jener von Apples «The Morning Show». Reese Witherspoon und Jennifer Aniston, die nicht nur die Hauptrollen spielen, sondern die Serie auch produzieren, hatten die Covid-Thematik in die Handlung der zweiten Staffel mit eingebaut. Das machte die Staffel zwar brandaktuell, allerdings wurden noch weitere schwere Themen wie Rassismus in der Medienindustrie, Sexismus, Homophobie und Altersdiskriminierung obendrauf gepackt. Das alles gab der hochgelobten Serie eine klebrige Schwere.

In Staffel 3 findet die Show um die Newsmacher des fiktiven US-Senders UBA zu neuem Drive: Das Geld fehlt an allen Ecken und Enden, die Zuschauerzahlen sinken, und der Boss, Cory Ellison (Billy Crudup), sucht verzweifelt einen Weg, um den Sender am Leben zu erhalten.

Alex Levy (Jennifer Aniston) strebt nach Höherem und fordert von Cory einen Sitz im Vorstand, was dieser eiskalt ablehnt. Derweil hadert Newsfrau Bradley Jackson (Reese Witherspoon) mit der Vergangenheit: Sie war am 6. Januar 2021 als einzige Reporterin im Capitol, als es von Trump-Anhängern gestürmt wurde. Was sie dort sah, hallt noch lange nach …

Für frischen Wind sorgen auch neue Figuren, allen voran Jon Hamm als Tech-Milliardär Paul Marks – eine Art Elon Musk, einfach mit Charme und Sexappeal. Cory fädelt einen Deal mit Marks ein: Der soll UBA kaufen und damit die Zukunft des Senders sichern. Ob das klappt?

Endlich geht es bei «The Morning Show» wieder um Machtgier, Neid, Lügen und Täuschungen. Menschengemachte Dramen also statt einer lähmenden Pandemie, die alles zudeckt und erstickt.

Denn davon lebte die Serie seit der ersten Folge: Im Halbstundentakt tun sich neue Abgründe auf; kaum ist ein Problem für den Moment gelöst, ergeben sich drei neue. Neben diesen schmutzigen Machenschaften sehen sogar der Flug in den Orbit und eine Cyberattacke harmlos aus.

Die Produzentinnen Witherspoon und Aniston haben wieder ganze Arbeit geleistet. Auch vor der Kamera. Doch einmal mehr ist es Billy Crudup, der als Cory Ellison alle andern an die Wand spielt. Mit zuckersüssem Lächeln versteckt er seine Verzweiflung, mit unterkühltem Charme zieht er die Fäden. Irrsinnig perfid wie immer. Und irrsinnig gut.