Er sitzt breit grinsend am Computer und winkt in die Kamera. «Bonjour, hello!» Omar Sy (42) scheint einfach immer gute Laune zu haben. Vor neun Jahren hat er als Driss in «Ziemlich beste Freunde» die Herzen der Kinofans im Sturm erobert.
Heute lebt der Franzose mit seiner Frau und den vier Kindern in L.A. und wirkt auch bei Hollywoodproduktionen mit. In «Lupin», einer französischen Krimiserie für Netflix, übernahm er die Hauptrolle des Assane Diop. Die Story spielt in der Gegenwart und lehnt sich stark an die Romane von Maurice Leblanc über Meisterdieb Arsène Lupin an.
Streaming: Arsène Lupin ist sehr populär in Frankreich. Bei uns kennt man ihn nicht so gut. Erzählen Sie uns mehr!
Omar Sy: Aber gern! Arsène kommt aus einer gespaltenen Familie. Die Eltern seiner Mutter sind reich und mögen ihren mittellosen Schwiegersohn nicht. Der wird des Diebstahls bezichtigt, ist aber unschuldig. Sohn Arsène wird später ausgerechnet zum Dieb. Er ist jedoch ein Gentleman, stiehlt nur von dubiosen Reichen und tötet nie. Mit den Frauen kann er es auch gut.
Das auch noch – wow!
Ja klar, er ist ein Charmeur, ein Verführer, er liebt Champagner und wickelt die Frauen um den Finger. Ausserdem ist er sehr gebildet und bekannt für seinen klugen Kopf. Wenn ein Diebstahl passiert, sagen sich die Leute: War es Arsène Lupin? Falls nicht, dann findet Lupin mit Sicherheit heraus, wer es war!
Also ist er eine Mischung aus Robin Hood und Sherlock Holmes?
Ganz genau. UND James Bond! (Lacht.) Und wissen Sie was? In Maurice Leblancs Büchern kommt ein Detektiv namens Herlock Sholmes vor. Er und Lupin sind Konkurrenten, aber Lupin ist natürlich besser. Er ist schliesslich Franzose (lacht noch lauter).
Haben Sie alle Bücher gelesen?
Ich habe sie erneut gelesen, als ich wusste, dass ich in dieser Serie mitspiele. Und je mehr ich mich wieder damit beschäftigt habe, umso mehr gelangte ich zur Überzeugung, dass meine Figur Assane inspiriert von Lupin ist. Darum dachte ich auch, es ist wichtig, dass das Buch seinen Platz in der Serie bekommt.
Ist Assane eine Art Reinkarnation von Arsène Lupin?
Für mich ja. Denn er kennt alle Lupin-Romane, die Art wie er denkt und sich verhält – er hat das alles aus den Büchern gelernt. Also ist er eine Art moderner Lupin. Ich denke, Maurice Leblanc hätte seine helle Freude an Assane gehabt.
Zu Beginn steht Assane im Louvre und lächelt Mona Lisa zu. Ist das eine Anspielung auf die Bücher? Stiehlt er da nicht einmal das Gemälde?
Nein, nein, das lief ganz anders. Arsène Lupin besitzt ein Mona-Lisa-Gemälde. Ob es aber das Original oder eine Kopie ist, erfährt der Leser nie. Schliesslich ist er auch noch ein brillanter Kunstfälscher.
Moralisch betrachtet ist Diebstahl nichts Gutes. Haben Sie schon mal was gestohlen?
Klar, hab ich das! Glücklicherweise habe ich früh damit angefangen, als Kind. Ich habe Süssigkeiten und so Sachen geklaut. Und ich habe sehr schnell gemerkt, dass ich keinerlei Talent im Stehlen habe. Ich hatte zu viel Schiss. Also hab ich mich entschieden, was anderes zu machen.
Gute Entscheidung. Jetzt sind Sie nur noch in der Serie ein Dieb. Und drehen krumme Dinger.
Tatsächlich ist Assane hin- und hergerissen. Für mich ist das eine sehr spannende Rolle, weil ich zum ersten Mal eine Figur spielen darf, die auch eine dunkle Seite hat.
Sie leben in L. A., wie war es, wieder in Paris zu drehen?
Ich liebe es, in Paris zu sein und zu arbeiten. Vor allem für so ein Projekt. Wir wussten, dass es eine sehr französische Serie wird, aber eine, die von der ganzen Welt gesehen wird. Es kam mir vor, als würden wir an den Olympischen Spielen teilnehmen. Wie wenn die ganze Welt uns Franzosen zuschaut. Und wir haben unser Bestes gegeben.
Schauen Sie auch Netflix? Und wenn ja, was?
Zurzeit schaue ich «The Crown». Eine eher gesetzte Serie, aber auch eine Geschichtsstunde. Ich habe viel dabei gelernt, sie ist wirklich cool.