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Losing Alice – Wollust, Macht, Paranoia

Eine Zufallsbegegnung mit einer Femme Fatale verändert das Leben von vielen. Bei «Losing Alice» ist Verwirrung garantiert!

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Losing Alice
ZVG

Diese Frau sieht nicht glücklich aus. Sondern konsterniert. Verwirrt. Sie hat auch allen Grund dazu, wie sich im Verlauf von «Losing Alice» zeigt.

Wobei: Auf den ersten Blick ist noch alles in Ordnung. Alice (Ayelet Zurer) lebt mit Mann und drei Töchtern im Norden Israels, in einem schönen Haus. Die 48-Jährige wird geliebt, doch sie hat ihre Karriere für die Familie geopfert. Während Gatte David (Gal Toren) als Schauspieler reüssiert, dümpelt die einst gefeierte Regisseurin unerfüllt durchs Leben.

Auch in ihrer Ehe gärt es unter der Oberfläche, und die Schwiegermutter, die ihr im Haushalt hilft, nervt.

Nach einem irritierenden Intro fängt die Serie so an: Alice wird im Zug von Sophie (Lihi Kornowski) angesprochen. Die will wissen, wieso Alice aufgehört hat, Regie zu führen, und gesteht ihr, sie sei ein grosser Fan, habe nur ihretwegen Film studiert (was Verehrung alles anrichten kann, weiss man seit «The Fan» oder «Bodyguard» nur zu gut …).

Sophie hat ein Drehbuch verfasst, einen Erotikthriller über zwei Frauen, von denen die eine mit dem Vater der anderen eine Affäre hat. Damit das nicht auffliegt, ermordet sie die Freundin. Sophies Traumbesetzung für den Film: David.

Der hat das Buch daheim – und als Alice es liest, ist sie fasziniert.

Die Zufallsbegegnung (Zufall? Als ob!) hat Folgen: Da der für die Verfilmung vorgesehene Regisseur verschwindet, springt Alice in die Bresche; als die Hauptdarstellerin das Handtuch wirft, übernimmt Sophie den Part. Und drängt sich immer mehr in Alice’ Leben. Die ist fasziniert von Sophie, der lasziven Art dieser Femme fatale. Aus Faszination wird irgendwann Obsession.

Alice bringt Opfer, um den Film zu realisieren, denn sie ahnt, dass es ihr Lebenswerk wird. Was sie nicht weiss: Welchen Preis sie dafür zahlt.

Die Verfilmung wirkt sich auf ihr Leben und das anderer aus. Eine Abwärtsspirale beginnt zu drehen. Von einem weiblichen «Faust» war im Vorfeld von «Losing Alice» die Rede. Was dort ein Pakt mit dem Teufel ist, ist hier einer mit der manipulativen Sophie, die Regie im Leben anderer führt, von ihnen Besitz ergreift.

Irgendwann verliert sich Alice, zweifelt an ihrem Verstand, fragt sich, was stimmt und was nicht (was man auch als Zuschauer*in tut). Hat Sophie ihre eigene Geschichte festgehalten, ist sie Täterin oder Opfer?

Die Serie endet, wie sie anfing, mit einer Begegnung im Zug. Hat die Frau, die Alice nun anspricht, vielleicht Antworten auf ihre Fragen?

«Losing Alice» ist anspruchsvolle Kost. Zwar ist das Erzähltempo bedächtig, wird durch grosszügig eingesetzte Slowmotion zusätzlich gebremst, doch die Geschichte spielt auf zwei Ebenen, ist gespickt mit Rückblenden und überraschenden Wendungen. Auch verwirrt der Film im Film – was natürlich Absicht ist – und lässt bei der komplexen Handlung viel Raum für Deutungen.

Einige Szenen sind zwar arg dick aufgetragen, doch darüber sieht man hinweg, nicht zuletzt wegen der tollen Darstellerinnen und der düsteren Ästhetik der Serie. Stimmung und Licht erinnern an Gemälde von Edward Hopper, der Einsamkeit wie kein anderer abzubilden wusste.

Alles in allem ist die nach «Teheran» zweite israelische Produktion bei Apple TV+ ein sehenswertes Psychodrama um Eifersucht, Wollust, Schuld, Macht, Rache und Paranoia. Eine fesselnde Story über Besessenheit, in der Realität und Fiktion ineinandergreifen.

Und eine Hommage von Sigal Avin an ihre nach wie vor untervertretenen Regie-Kolleginnen.

 
Alice

Sophie (Lihi Kornowski; links) verändert das Leben von Alice (Ayelet Zurer; gr. Bild). Die Frage ist nur: zum Guten oder zum Schlechten?

ZVG
Losing Alice ★★★★☆

Apple TV+ | Thrillerserie | 1 Staffel | ISR 2021
Mit Ayelet Zurer, Lihi Kornowski, Gal Toren, Yossi Marshek, Shai Avivi; Regie: Sigal Avin
Mysteriöser Psychothriller mit überraschenden Wendungen
seir 22. Januar

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Miriam ZollingerMehr erfahren
Von Miriam Zollinger am 17. Januar 2021 - 16:47 Uhr