Lebenskrise als Chance

Schriftstellerin Cheryl Strayed und Schauspielerin Reese Witherspoon scheinen das Heu auf der gleichen Bühne zu haben. Dass die beiden wunderbar harmonieren, haben sie bereits mit «Wild – Der grosse Trip» (2014) bewiesen. In dem Selbstfindungsdrama spielt Witherspoon die US-Autorin, wofür es eine Oscarnominierung gab.

Bei der neuen Strayed-Buchadaption «Tiny Beautiful Things» fungiert Witherspoon nur noch als Produzentin und lässt Schauspielkollegin Kathryn Hahn («Glass Onion: A Knives Out Mystery») den Vortritt. Diese verkörpert die erfolglose Schriftstellerin Clare – eine fiktionalisierte Version von Strayed –, deren Ehe vor dem Scheitern steht. 

Als ein ehemaliger Schreiberkollege sie bittet, die Ratgeber-Kolumne «Dear Sugar» zu übernehmen, zögert Clare. Sie, die ihr eigenes Leben nicht auf die Reihe kriegt, soll Menschen Ratschläge erteilen? Schliesslich nimmt sie sich der Aufgabe an und arbeitet so auch den frühen Tod ihrer Mutter Frankie (Merritt Wever) auf.

Diese Verwebung von Gegenwart und Vergangenheit funktioniert nicht ganz unproblematisch. Teils wird zu schnell hin und her gewechselt, teils verschmelzen die Zeitebenen sogar visuell, was arg gekünstelt scheint. Unabhängig voneinander wirken die Sphären jedoch stimmig. Hahn gibt alles in ihrer Rolle als überforderte Mutter und vom Leben im Stich gelassene Frau.

So ist denn auch am spannendesten, zu verfolgen, ob und wie sie ihr Familienleben wieder in den Griff kriegt.