Es ist zuweilen selbst für den gewieftesten TV-Analysten nicht nachvollziehbar, weshalb eine Serie ihr Publikum findet oder warum eben nicht. Für «Marco Polo» etwa rührte Netflix wie wild die Werbetrommel. Die Produktion war immens aufwendig und kostete den Streamingdienst eine Stange Geld. In opulenten Bildern erzählt die Serie die Geschichte des venezianischen Händlers und China-Reisenden im 13. Jahrhundert und mengt den Fakten viel packende Fiktion bei. Doch das Historienepos fand bei den Zuschauern wenig Anklang, und so kam die zweite Staffel einem Hilferuf gleich – und mit ihr die Serie zu ihrem unrühmlichen Ende.
Deutlich anders verhält es sich mit der spanischen Netflix-Serie «Las chicas del cable» («Die Telefonistinnen»). Die aufreibende Story rund um vier junge Frauen, die 1928 in einer von Männern dominierten Welt selbst über ihr Leben bestimmen wollen, indem sie in Madrid bei der ersten Telefongesellschaft Spaniens anheuern, zog die Zuschauer weit über die spanischen Grenzen hinaus in den Bann. Dabei hätte die Serie, die recht soapmässig daherkommt, genauso gut ein Flop werden können. Vermutlich treffen die vier «Fräuleins vom Amt», die geradezu stoisch das Ziel verfolgen, eine Stimme in der Welt zu sein, schlicht den Puls der Zeit.
Jedenfalls ist man bei Netflix gewillt, an der Erfolgsgeschichte weiterzuschreiben, und schickt nun Staffel 4 an den Start. Und in der klingelt’s gleich auf mehreren Leitungen: die Tücken der modernen Arbeitswelt, politische Unruhen, Freundschaft, Liebe. Die Handlung setzt ein Jahr nach der Explosion am Ende der dritten Staffel ein – 1931, wo mit der Zweiten Spanischen Republik die Hoffnung auf Demokratie aufflammt. Die Freundschaft der Frauen, so viel steht fest, wird dabei alles überstehen.
Bei Netflix: Die 4. Staffel von «Las Chicas del Cable» (Die Telefonistinnen)