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Kitz – «In Lisi steckt viel von mir drin»

Die neue Netflix-Serie «Kitz» knüpft an internationale Serienvorbilder wie «Gossip Girl» oder «Elite» an. Die Hauptdarstellerin Sofie Eifertinger ist eine Wucht.

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Poolparty: Die «Kitz»-Clique lässt es im Nobelort ordentlich krachen.

Walter Wehner

Streaming.ch: Kennen Sie die internationalen «Kitz»-Serienvorbilder?

Sofie Eifertinger: Ich bin kein grosser Fan von Vergleichen, aber «I Am Not Okay With This» finde ich stark. Ich bin eine konzentrierte Schauerin, gucke Serien nie in der U-Bahn oder beim Kochen – und ich rede nicht gerne dabei. Am liebsten streame ich zu Hause im Heimkino mit anschliessenden Gesprächen zu den Themen, die uns durch die Figuren und durch die Story transportiert werden. Gerade bei Netflix gibt es einige Formate, die unsere Welt gekonnt widerspiegeln und genug Stoff zum «Deep Talk» bieten.

Viele spannende Geschichten finden heute nicht mehr im Kino statt, sondern in der Streaming-Serienwelt. Können Sie das als Schauspielerin bestätigen?

Kino habe ich noch nicht gespielt, und «Kitz» war meine erste Serienhauptrolle in dieser Grössenordnung. Davor hatte ich in der deutschen Dramaserie «Katakomben» von Joyn (Streaming-Plattform der beiden Medienkonzerne ProSiebenSat.1 Media und Discovery; Anm. der Red.) ein Münchner Rich Kid namens Maya-Florence gespielt (lacht). In einem Kinofilm werden die Ereignisse zugespitzt, komprimiert. Serien sind oft stärker handlungsorientiert – «Kitz» aber nimmt sich auch Zeit, Momente wirken zu lassen. Am liebsten hätte ich eine Symbiose aus den beiden: Streaming und Cinema.

Kannten Sie Kitzbühel schon vorher?

Ja, unsere Familie hatte sogar mal eine Hütte am Hang der Streif. Als Münchnerin bin ich ohnehin viel in den Bergen unterwegs. Für «Kitz» drehten wir aber auch im oberbayerischen Berchtesgaden.

Und diesen Frühling drehten Sie ja auch noch den ZDF-Thriller «Der Feind meines Feindes», als Filmtochter von Hans Sigl. 

Ja, der wunderbare «Bergdoktor» in einer ganz anderen Rolle!

Zurück zu «Kitz»: Wie waren die Dreharbeiten in der Pandemie?

Herausfordernd, weil ich Gewissensbisse hatte, in so einer Zeit so viel erleben zu dürfen. Ausserdem hatten wir bis auf zwei Leseproben keine Möglichkeit, miteinander an den Szenen zu arbeiten, und sind uns stattdessen über Videokacheln nähergekommen. Am Set kam dann für uns Schauspielende kurz vor Szenenbeginn die Maske ab und nach dem Aus, zack, gleich wieder drauf. Zudem gab es abends kein Feierabendbier oder Ähnliches, wo wir auch mal im Team miteinander abhängen konnten. Zum Glück sieht das dank der Impfung jetzt wieder anders aus!

Habt ihr noch Kontakt zueinander?

Wir haben sogar eine WhatsApp-Gruppe und holen vieles nach. Noch wissen wir ja nicht, ob eine Medien-Lawine abgeht.

Wie läuft eigentlich ein reales E-Casting ab?

Normalerweise kriege ich vom Casting-Team eine Projektinfo mit der Welt der Figur, die mir angeboten wird. Bei «Kitz» etwa von Stefany Pohlmann. Dazu meist zwei, drei Situationen, die für die Entwicklung der Figur essenziell sind. Daraus kreiere ich einen Charakter. So gesehen ist das E-Casting mein Vorschlag, wie ich die Geschichte zum Leben erwecken will.

Mit welcher «Kitz»-Szene haben Sie sich denn beworben?

Eine der Bewerbungsszenen ist, als Lisi am Pool auf Dominic trifft und ihm den Spiegel vorhält: Er halte sich wohl für das Zentrum des Universums. Die Sequenz habe ich aber zunächst nicht mit Bless Amada aufgenommen, sondern mit meinem Kollegen Richard Kreutz. Danach heisst es dann: raus damit!

Was fasziniert Sie besonders an der Schauspielerei?

Schauspielen ist eine Art Seelsorge. Da bin ich sehr verletzlich, traue mich in meine Schattenaspekte und aus meiner Komfortzone raus. Dieses Feingefühl muss geschützt werden – da habe ich noch viel zu lernen. So etwas wie die Transformation von Lisi habe ich noch nie gespielt: Sie wird im Laufe dieser sechs Folgen erwachsen. Es war ein grosser Nervenkitzel, manchmal richtiger Hirnsport: In Lisi steckt viel von mir drin!

Sofie Eifertinger (Lisi)

Sofie Eifertinger: «‹Kitz› war meine erste Serienhauptrolle in dieser Grössenordnung.»

Lorenzo Agius / Netflix
Kritik «Kitz»

Ein Jahr nach dem Tod ihres Bruders schliesst sich die 19-jährige Kitzbühelerin Lisi (Sofie Eifertinger) einer dekadenten Münchner Clique an, die jeden Winter zum Feiern in den österreichischen Nobelskiort fährt. Doch schon bald tritt Lisi eine Lawine los: Die Wahrheit hinter der Fassade aus Glamour, Geld und Exzessen kommt zum Vorschein.

Das Adult-Mystery-Drama «Kitz» orientiert sich an internationalen Netflix-Vorbildern, verfügt aber vielerorts über weit mehr Tiefgang als «Gossip Girl» & Co. Sind die Figuren mal eingeführt, spielen die Serienmacher gekonnt mit Motiven rund um Champagner-Feten, Schneegestöber und schönen Schein. Die vielen unverbrauchten Schauspielgesichter tragen massgeblich zur Sex-and Crime-Spannung bei, die sich in der sechsten Episode in einem gekonnt zugespitzten Finale entlädt.

So gesehen hätte «Kitz» ein grosses Publikum nicht nur in der jungen Kernzielgruppe, sondern auch bei den Erwachsenen verdient. Denn die einzelnen Episoden überraschen immer wieder mit originellen Sequenzen und unerwarteten Schnittfolgen, die man nicht so schnell vergisst. Und ja: Die Handlung lädt unbedingt zum anschliessenden «Deep Talk» ein.

Kitz ★★★★★

Netflix | Dramaserie
Mit: Sofie Eifertinger, Valerie Huber, Felix Mayr, Bless Amada

D 2021, ab 30. Dezember 2021

Von Mohan Mani am 23. Dezember 2021 - 13:45 Uhr