Die Idee war bestechend: Was wäre passiert, wenn am 20. Juli 1969 nicht die Amerikaner, sondern die Sowjets als Erste ihren Fuss auf den Mond gesetzt hätten? Wenn das sogenannte «Space Race» komplett anders ausgegangen wäre? Das ist der Plot der Dramaserie «For All Mankind», deren 2. Staffel in voller Länge auf Apple TV+ zu sehen ist.
Im Gespräch mit «Streaming» erzählen die Produzenten Ben Nedivi und Matt Wolpert (sie haben zusammen bereits die Serie «Fargo» und «The People v. O. J. Simpson» gedreht), dass die Idee aus einer Frustration heraus geboren wurde. «Das Space Race war Mitte der 80er-Jahre plötzlich kein Thema mehr», so Nedivi, «deshalb haben Ronald D. Moore, Matt Wolpert und ich uns gefragt, was passiert sein könnte, wäre es weitergegangen.»
Zu diesem Zweck schrieben sie die Geschichte um. «Wir haben uns sehr genau überlegt, was wir ändern. Zudem wollten wir möglichst nahe an der realen Geschichte bleiben. Ein paar Wünsche haben wir uns dabei aber auch erfüllt: Wir liessen John Lennon am Leben. Das machte richtig Spass.»
«For All Mankind» machte zwischen den ersten beiden Staffeln einen Zeitsprung von rund zehn Jahren. Dieses Stilmittel erlaubte es den Machern, via Rückblenden nach und nach zu enthüllen, was in der Zwischenzeit alles passiert ist. Dieser filmische Kniff verlangte auch den Schauspielern einiges ab.
Joel Kinnaman, der die Hauptrolle als US-Astronaut Ed Baldwin spielt, kann ein Lied davon singen. «Meine Figur hat in der ersten Staffel einen furchtbaren Verlust erlitten: Edward verlor sein Kind. Als Schauspieler willst du dich da reinstürzen und das Trauma nachspielen. Doch wie ist es zehn Jahre danach? Der Schmerz ist noch da, aber nicht mehr an der Oberfläche. Wie stellt man einen Mann dar, bei dem die Wunde nach zehn Jahren wieder aufgerissen wird? Das war eine grosse Herausforderung!»
Und es wird wohl nicht die letzte dieser Art gewesen sein. Denn auch für die 3. Staffel planen die Macher einen Zeitsprung. In der allerletzten Kamera-Einstellung der 2. Staffel bekommt man einen Vorgeschmack darauf: Wer bei den Credits nicht abschaltet, sondern weiterschaut, entdeckt nämlich eine Zusatzszene – so ähnlich wie ein Hidden Track bei einem Musikalbum. In den letzten Sekunden sieht man, wie ein Astronaut den Mars betritt!
Matt Wolpert verrät: «Diese Zeitsprünge sind ein fixes Element der Serie. Wir wollen die Veränderungen in der Technik, aber auch bei den Figuren zeigen – und zwar über Jahrzehnte hinweg.»
Das bedeutet für Kinnaman, dass er bei den Dreharbeiten zur nächsten Staffel etwas länger in der Maske sitzen muss, um älter auszusehen. Der 41-jährige schwedisch-amerikanische Doppelbürger freut sich schon auf den Dreh: «Am meisten Spass machen Szenen, bei denen ich andere necken kann. Meine Figur Ed Baldwin macht das sehr gerne.»
Zu den Szenen, in denen er ein Raumschiff steuert (ein Bubentraum!) hat er jedoch ein zwiespältiges Verhältnis. Joel Kinnaman: «Ich mache gerade meinen Pilotenschein. Und Sie können mir glauben, es ist viel cooler, ein echtes Flugzeug zu steuern, als vor der Kamera nur so zu tun als ob!»
Apple TV+ | Dramaserie | 2. Staffel | USA 2021
Mit Joel Kinnaman u. a. Produzenten: Ronald D. Moore, Matt Wolpert, Ben Nedivi
Bestechend gut gemachte Reise durch Raum und Zeit
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