Als Kriminalkommissarin Rosa Wilder spielte sich Sarah Spale (41) in die Herzen der Krimifans. Wie war das, im «Schweizer Fargo» dabei zu sein? Streaming.ch hat mit der 41-jährigen Basler Schauspielerin («Platzspitzbaby») geredet.
Streaming.ch: Ihr habt diese Staffel letzten Winter gedreht. Ein sehr schneereicher Winter.
Sarah Spale: Ja, für die Bilder war das natürlich ideal, aber zum Drehen echt happig. Wegen Lawinengefahr mussten wir wiederholt den Drehort ändern oder das ganze Programm kurzfristig umkrempeln.
Kann man das einfach so?
Nun, wir mussten ganz schön jonglieren. Der Camper von Manfred Kägi etwa stand mal in einer Lawinenzone. Den zogen wir dann schleunigst von dort weg und stellten ihn in eine Scheune. Der Hintergrund wurde mittels Greenscreen generiert.
Das war der finale Dreh. Wie verlief der Abschied?
Coronakonform. Ohne Fest und ohne sich in die Arme zu fallen. Den Schlusspfiff feiern wir dann schon noch nach. Jetzt ist einfach noch nicht die Zeit dafür.
Sind Sie traurig über das Aus?
Wenn man vier Monate durchgedreht hat, ist man müde und einfach nur froh, dass alles gut gelaufen ist und wir ohne einen Corona-Fall durchgekommen sind. Aber natürlich spielen hier das sprichwörtliche lachende und weinende Auge zusammen. Ich freue mich jetzt erst mal auf die TV-Premiere.
«Wilder» ist sehr erfolgreich. War es wirklich der richtige Zeitpunkt zum Aufhören?
Ich denke schon. Man sollte aufhören, solange es gut läuft und die Zuschauer der Serie noch nicht überdrüssig sind. Für mich stimmt es. Ich kann Rosa gehen lassen.
Dasselbe sagte Mike Müller über den «Bestatter».
Na gut. Wir könnten natürlich noch ein Spin-off drehen. Rosa Wilder geht in die Ferien und wird dort in einen Kriminalfall verwickelt. Ich schlage die Bahamas vor (lacht).
Der Regisseur sagte, der Dreh dieser Staffel habe die Crew emotional aufgebraucht, vor allem die Schauspieler.
Das Wetter, die Kälte – vier Monate «Wilder»-Dreh ist Knochenarbeit. Gleichzeitig mussten wir gut zu uns schauen. Wir durften weder krank werden noch uns verletzen. Wir waren also auf allen Ebenen gefordert.
Es gibt bewegende Szenen zwischen Rosa und ihrem Sohn Tim. Sie haben selber Kinder. Hilft das, sich in diese Situationen einzufühlen?
Nun, meine Kinder prägen mich als Menschen ganz grundsätzlich. Und was ich als Mensch bin, bringe ich mit für meine schauspielerische Arbeit. In diesem Moment hatte ich jedoch nicht speziell meine eigenen Kinder im Kopf. In «Platzspitzbaby» verkörperte ich ja einen Junkie, ohne jemals einer gewesen zu sein. Das wird von mir als Schauspielerin erwartet.
Werden Sie ab und zu gefragt, wie Sie als Mutter die Familie und den Beruf unter einen Hut bringen?
Ja! Mein Mann wird das nie gefragt. Aber die Frage ist insofern berechtigt, als wir nach wie vor in einer Gesellschaft leben, die es einer Frau nicht einfach macht, einer Arbeit nachzugehen, wenn sie Familie hat. Geht sie arbeiten, ist sie eine Rabenmutter. Bleibt sie zu Hause, ist sie eine Langweilerin. Egal, wie du es machst, du machst es falsch.
Sie sagten mal, dass Sie oft an sich zweifeln und sich nicht gerne am Bildschirm sehen.
Ich habe mittlerweile gelernt, mir zuzusehen, ohne mich dabei zu beurteilen. Ich bin aber immer noch ein selbstkritischer Mensch, was ich jedoch als Ansporn sehe, an mir zu arbeiten. Das kann zwar zermürbend sein, bringt mich aber dazu, mich stetig weiterzuentwickeln.
Was steht bei Ihnen beruflich in nächster Zukunft an?
Im Frühling startet ein Filmprojekt, über das ich aber noch nicht sprechen darf. Im Moment arbeite ich als stellvertretende Lehrerin an einer Primarschule.
Das ist sicher strapaziös, das Virus grassiert ja gerade dort.
Ja – und deshalb bin ich als Stellvertreterin zurzeit gefragt.
Die neue und letzte Staffel beginnt da, wo alles begann: Kriminalkommissarin Rosa Wilder (Sarah Spale) ist zurück im bernischen Oberwies. Ausserdienstlich. Sie kümmert sich um ihren Sohn und ihren todkranken Vater. Doch dann stirbt ein Dorfpolizist unter fragwürdigen Umständen, was bei Rosa die kriminalistischen Instinkte wiedererweckt. Gemeinsam mit Manfred Kägi (Marcus Signer), ihrem Kollegen der Bundeskriminalpolizei, nimmt sie sich des Falls an.
Korruption im örtlichen Gewerbe und wüste Familientragödien – bei seinen Ermittlungen blickt das Duo in tiefe menschliche Abgründe hinter der idyllischen Dorffassade.
Auch die 4. Staffel besticht durch starkes, grundsolides Krimihandwerk. Bei Plot und Dialogen kann sie der dritten aber nicht das Wasser – oder besser: den Schnee – reichen. Obwohl gegen Ende die Spannungsschraube angezogen und einige Wow-Momente generiert werden, gilt es vorwiegend im mittleren Teil da und dort dramaturgische Durchhänger und inhaltliche Konflikte zu überstehen. Aber wohlgemerkt: Es handelt sich hier um Jammern auf hohem Niveau.
Play Suisse | Krimiserie | CH 2021 | ab. 4. Januar 2022 wöchentlich bei SRF 1
Mit Sarah Spale, Marcus Signer, Laszlo Kish, Andreas Matti; Regie: Claudio Fäh
Die gesamte vierte Staffel steht ab dem 4. Januar 2022 auch bei Play Suisse zum Abruf bereit