Die Begeisterung war riesig. Weltweit. Das deutsche Netflix-Original mit dem sperrigen Titel «How To Sell Drugs Online (Fast)» war 2019 einer der grossen Überraschungserfolge. Die Story: Der 17-jährige Moritz (Maximilian Mundt) zieht aus Liebeskummer einen Onlineshop für Ecstasy auf, unterstützt wird er von seinem Kumpel, Computercrack Lenny (Danilo Kamperidis). Ihr Webshop «My Drugs» fährt voll ein und ist in aller Munde.
Im Wissen, mit Staffel 1 das Publikum im Sturm erobert zu haben, sollte der Dreh von Staffel 2 reiner Spass sein, oder? TELE fragte die drei Hauptdarsteller, Maximilian Mundt, 24, Danilo Kamperidis, 20, und Damian Hardung, 21, ob dem tatsächlich so war.
«Natürlich hatten wir Rückenwind, aber auch mehr Druck», sagt Mundt, «dennoch nahmen wir viel Sicherheit aus der ersten Staffel mit und konnten uns mehr fallenlassen.» Das Resultat gibt ihm recht.
Die sechs neuen Folgen à 30 Minuten sind ein Extrakt aus irrwitzigen Dialogen, superschnellen Schnitten und einer knackigen Story. Kamperidis findet die neue Staffel sogar gelungener als die erste. «Ich habe selten eine zweite Staffel einer Serie gesehen, die ich geiler fand als die erste.»
Die Ausgangslage zu Beginn der zweiten Staffel ist heikel: Die Jungs sind mittlerweile zu dritt, die Nerds Moritz und Lenny mussten Schönling Daniel (Damian Hardung) mit an Bord nehmen. Nun haben sie ihre erste Million gemacht und beschliessen auszusteigen. So weit wird es allerdings kaum kommen: Die Jungunternehmer beissen sich an ihren Stofflieferanten aus Holland die Zähne aus.
Wer diesmal fehlt, ist Bjarne Mädel als sadistischer Ponyhofbesitzer Buba, der sich mit einer Knarre aus dem 3D-Drucker versehentlich selbst eliminiert hat. Doch Neuzugänge wie Maren Kroymann, die Bubas schrullige Mutter verkörpert, oder Lena Urzendowsky als Lennys brillante Hacker-Loverin Kira füllen diese Lücke eindrücklich auf. Mundt: «Ich glaube, es hat sich gelohnt, dass Buba sterben musste, damit neue, tolle Menschen hinzukommen konnten.»
Ein weiterer Reiz der Serie ist, dass sie auf einer wahren Begebenheit beruht. Maximilian S. aus Leipzig verkaufte unter dem Pseudonym «Shiny Flakes» aus dem Kinderzimmer heraus Drogen nach ganz Europa. 2015 wurde er verhaftet und zu sieben Jahren Gefängnis verurteilt. Ob er sich die Serie je angeschaut hat, wissen die Jungs nicht. Es spiele auch keine Rolle, findet Hardung: «Unsere Geschichte ist zwar inspiriert von ihm, aber wir sind ja nicht ‹Shiny Flakes›. Es wäre auch nicht spannend, einem Jungen zuzuschauen, der immer allein in seinem Zimmer sitzt.»
In «HTSDOF» gehe es um Jugendliche, die ihren Weg gehen, die sich mit Liebeskummer, Schulstress und ätzenden Eltern herumschlagen müssen. «In unserem Fall», so Hardung, «halt auch mit dem Verkauf von illegalen Drogen.»
Nun gilt es für die drei Hauptdarsteller abzuwarten, wie die neue Staffel bei der Netflixgemeinde ankommt. Eine rauschende Premierenfeier gibt es wegen der Coronakrise nicht, «was für den Körper eigentlich ganz gesund ist.» Kamperidis grinst, und Mundt fügt hinzu: «Die Filmbranche ist halt auch so eine Bubble, in der viel gefeiert wird – vor allem auch sich selbst. Darum ist es gut, sich mal zu besinnen und innezuhalten.»
Das allerletzte Zitat der neuen Staffel macht Hoffnung auf eine Fortsetzung: «Am Ende ist doch alles gut. Und wenn es nicht gut ist, ist es nicht das Ende.»
«How To Sell Drugs Online (Fast)» (D 2020); Young-Adult-Serie; 2. Staffel ab 21. Juli bei Netflix