Björn Diemel hat sich zum Topanwalt hochgearbeitet. Bei Haftrichtern und Staatsanwälten ist der Winkeladvokat jedoch nicht gern gesehen. Haut er doch mit seinen neunmalklugen Plädoyers jeden Gauner raus. Seine windigen Methoden machen den Strafverteidiger denn auch zu einem gefragten Komplizen des organisierten Verbrechens. Doch Björn ist auch Vater der kleinen Emily (Pamuk Pilavci), die er wegen seines Jobs sträflich vernachlässigt hat. Ein Achtsamkeitsseminar soll ihm dabei helfen, eine bessere Balance zwischen Beruf und Privatleben zu finden. Vor allem aber will er seiner Tochter ein besserer Vater sein – und im Idealfall noch seine kriselnde Ehe mit Katharina (Emily Cox) retten.
Trotz anfänglich (üb)erheblicher Skepsis dem Seminarleiter gegenüber entfaltet der Kurs seine Wirkung. Wenn auch völlig anders als vorgesehen. Die neu erlernte Technik testet Björn gleich mal an seinem Mandanten, dem brachialen und cholerischen Mafiaboss Dragan Sergowicz (Sascha Geršak), was dummerweise zu dessen Ableben führt. Nun ist nicht nur die Polizei, sondern auch Dragans versammelte Bande hinter dem Anwalt her. Obwohl Björn dabei immer wieder in prekäre und auch mal lebensbedrohliche Situationen gerät, gelingt es ihm meistens, seine innere Ruhe zu bewahren. Selbst wenn der Weg dorthin hie und da mit einem Mördchen gepflastert wird.
Bei der Vorbereitung hat sich Schauspieler Tom Schilling (42) intensiv mit seiner Hauptrolle auseinandergesetzt, wie er gegenüber TELE verriet: «Ich habe mich mit Strafverteidigern ausgetauscht und Achtsamkeitskurse besucht.» Und konnte dabei einiges für sich und sein Leben mitnehmen: «Ich habe mir pragmatische Strategien für meinen persönlichen Alltag angeeignet. Zum Beispiel, wie man mit Problemen ‹spazieren geht› und mit ihnen ein Zwiegespräch hält, um sie anzugehen und letztlich zu lösen.»
In der Serie wendet sich Björn wiederholt der Kamera zu und lässt das Publikum an seinen Gedanken teilhaben. Dieses sogenannte Durchbrechen der vierten Wand ist laut Schilling hier ein zwingendes Stilmittel: «In Karsten Dusses Romanvorlage führt Björn innere Monologe. Eloquent und mit viel Wortwitz vermittelt er uns seine Gedankenwelt. Es wäre schade, wenn die den Zuschauern verwehrt bliebe.»
«Es hat kleine Narben auf der Kinderseele hinterlassen. Aber heute bin ich dankbar.»
Tom Schilling (42), Schauspieler
Tom Schilling ist seit 35 Jahren im Filmgeschäft. Er erinnert sich noch lebhaft an jenen Castingagenten, der in den Kindergarten kam und einen Fünfjährigen für einen Film suchte und auf Klein Tom deutete. «Da bin ich halt mit dem fremden Menschen mitgegangen.» So früh ins Filmbusiness geworfen zu werden, sei ein zweischneidiges Schwert: «Es hinterliess ein paar kleine Narben auf der Kinderseele. Aber natürlich bin ich meiner Mutter dankbar, dass sie mich forciert hat, den Schauspielberuf zu ergreifen. Auch wenn der Weg oft beschwerlich war, habe ich heute richtig Freude an meiner Arbeit.»
Diese Leidenschaft steckt er auch in diesen vom Burnout bedrohten Anwalt, der sich komplett neu erfindet und sich weder von seiner Mafiaklientel noch von Gesetzeshütern brechen lässt. So zieht sich «Achtsam morden» geschmeidig und durchaus skurril durch acht Folgen und gipfelt in einem Cliffhanger, der hier nicht ausgeplaudert wird. Nur so viel: Bei der Romanvorlage handelt es sich um eine Buchreihe.
Netfilx | Crime-Comedyserie | 1. Staffel
Mit Tom Schilling, Emily Cox, Murathan Muslu
D 2024, ab 31. Oktober 2024