Sieht man Hanna (Esme Creed-Miles) zu, wie sie durch den Wald rennt, mit blitzschnellen, gekonnten Bewegungen ein erlegtes Reh ausnimmt, kommt einem kurz Astrid Lindgrens Ronja Räubertochter in den Sinn. Aber wirklich nur kurz, denn im nächsten Augenblick wird sie von hinten attackiert. Ein bärtiger Mann wirft sich auf sie, nimmt sie in den Schwitzkasten, doch Hanna entwindet sich, packt und würgt ihn– und gewinnt die Oberhand.
Der Angreifer ist ihr Vater Erik (Joel Kinnaman), der Kampf gehört zum täglichen Drill. Erik und Hanna leben seit 15 Jahren im Wald an der rumänisch-polnischen Grenze. Abgeschirmt von der Zivilisation, bildet der Vater seine Tochter zur klugen, hochqualifizierten Killerin aus – immer wachsam und auf der Hut, ob Gefahr naht.
Hanna und Erik im Visier der CIA
Gefahr droht in der Tat. Die zwei werden aufgespürt, Marissa Wiegler (Mireille Enos), eine eiskalte ehemalige CIA-Agentin, sucht seit 15 Jahren nach Erik – und vor allem nach Hanna. Warum dieses taffe Mädchen im Visier der CIA ist, erfährt der Zuschauer nur langsam und häppchenweise. Kein Wunder, denn Hanna weiss ja selbst nicht, warum ihr der Vater das Jagen, Kämpfen und Schiessen beibringt.
Die Thrillerserie «Hanna» basiert auf dem gleichnamigen Kinofilm aus dem Jahr 2011 (mit Saoirse Ronan als Hanna). Amazon beauftragte David Farr, der bereits beim Kinofilm mitschrieb, einen Serienstoff zu kreieren. Obwohl die Geschichte manchmal in die Länge gezogen wird, bleibt sie stets packend und ist optisch echt gelungen.
Ein besonderes Wiedersehen gibt es für Mireille Enos und Joel Kinnaman: Während sie in der brillanten Krimiserie «The Killing» (2011–2014) noch Kollegen bei der Mordkommission waren, bekämpfen sie sich in «Hanna» bis aufs Blut.
«Hanna», Thrillerserie, auf Amazon, 1. Staffel